Rietberg (mad). Schon im Alter von 23 Jahren trat Gerd Muhle in die SPD ein. Damals noch in seiner Heimat in Südoldenburg. Und auch in Rietberg blieb er politisch aktiv. Sehr sogar: Seit etwa 43 Jahren im Rat der Stadt und mit Unterbrechungen Ortsvorsitzender der SPD seit 1984. Doch genau dieses Amt möchte Gerd Muhle abgeben.
Hauptsächlich motiviert durch die Friedenspolitik Willy Brands trat Gerd Muhle damals in die SPD ein. „Ich wollte im total schwarzen Südoldenburg mehr Demokratie wagen. Übrigens nicht zur Freude, aber doch toleriert von meiner Familie“, erinnert sich der 74-Jährige. In Rietberg trieb Muhle, der 1988 seinen närrischen Einstand in der Emskommune gleich als Karnevalsprinz gab, vor allem „grüne Themen“ voran. „Auf Kreisebene war ich bei den Jusos nur der Ortsbauernführer“, berichtet Gerd Muhle. Es war ihm immer ein Anliegen, die wertvolle Parklandschaft sowie die Westerwieher-Rietberger Emsniederung zu schützen. „Und genau diese die historische Altstadt umgebende Landschaft war eine der Kriterien, die Rietberg seinerzeit den Zuschlag für die Landesgartenschau verschafft hat, die wiederum Rietberg in touristischer Hinsicht einen echten Schub gegeben hat.“ An dieser Stelle lässt Gerd Muhle das große Engagement André Kupers auch nicht unerwähnt.
Der Schutz des Historischen Stadtkerns lag Muhle außerdem am Herzen. So verhinderte er als Vorsitzender des Altstadtausschusses mit Conny Löher und Carl Friedrich Tenge-Rietberg ein förmliches Stadtkernsanierungsverfahren. „Ich bin froh, dass die SPD dazu beitragen konnte, die historische Bausubstanz mehr zu schätzen“, so Muhle. „Mein Einsatz für den Denkmalschutz inklusive des historischen Ortskerns aus dieser Zeit ist bis heute geblieben“, sagt der ehemalige Realschullehrer.
Natürlich gab es auch Niederlagen einzustecken. „Dass es uns trotz mehrerer Versuche nicht gelungen ist, eine Baumschutzsatzung zu erreichen, ist für uns SPDler sehr enttäuschend“, gibt Gerd Muhle zu. Aber man kommt eben nicht immer auf einen Nenner. Dennoch schätzt er die Zusammenarbeit mit seinen Ratskollegen und natürlich auch mit den Bürgermeistern. „Meine schönste Zeit war die Zusammenarbeit als 1. Stellvertreter des Bürgermeisters mit Hubert Deittert, der neben seinem Amt als Bürgermeister auch Abgeordneter des Bundestages war. Und ich folglich sehr viel zu tun hatte.“ Wie vertrauensvoll die Zusammenarbeit mit Hubert Deittert war, wurde erkennbar, als dieser Muhle bat, für ihn anlässlich der Verleihung der Verdienstmedaille der Stadt Rietberg die Laudation zu halten. „Und das, obwohl wir zum Beispiel in Flurbereinigungsangelegenheiten erbitterte Gegner waren“, hebt Muhle hervor. Aber vielleicht war die Mentalität in den 80er und 90er Jahren auch noch eine andere. „Auch nach harten Auseinandersetzungen in Ausschuss oder Rat ging man anschließend noch in eine Gaststätte und trank ein Bier zusammen. Das ist heute nicht mehr so“, erinnert sich Muhle. Dennoch mache die politische Arbeit Spaß und Gerd Muhle wünscht sich mehr Interesse für die Kommunalpolitik.
Nun aber möchte Gerd Muhle seine Aufgaben bei der SPD in andere Hände geben. Die Kommunalpolitik möchte er weiterhin kritisch begleiten. „Ich werde meinem Nachfolger allerdings keine ungebetenen Ratschläge geben“, verspricht er mit einem Lächeln. Auch der Altstadt bleibt er verbunden, indem er Interessierte als Stadtführer durch Rietberg begleitet. Als solchem liegt ihm auch der Erhalt dert ehemaligen Gaststätte Blomberg sehr am Herzen, sagt er.