Rietberg (mad). In Sachen Karneval gibt es eine schlechte und eine gute Nachricht. Fangen wir mit der schlechten an: Karneval fällt aus. Die Zuversicht der Karnevalisten, mit ihren Sitzungen ein bisschen Frohsinn verbreiten zu können, hat sich dann doch noch zerschlagen. Gesundheit und Sicherheit haben oberste Priorität.
„Wochenlang waren die Karnevalisten im Rietberger Land frohen Mutes und sehr hoffnungsvoll, dass die 5. Jahreszeit ausgiebig gefeiert werden kann. Endlich wieder Frohsinn und Klamauk, endlich wieder Schunkeln, Singen und Humor“, sagt Holger Hanhardt, Präsident der Grafschaftler Karnevalsgesellschaft Rietberg. Und so begann mit großer Zuversicht der Kartenvorverkauf und natürlich auch die gemeinsame Sessionsplanung der hiesigen Karnevalsvereine.
„Jedoch veränderte sich die epidemiologische Lage dermaßen drastisch und es überwog große Vorsicht und absolute Weitsicht“, so Hanhardt. Nach der Forderung der freiwilligen Absage seitens des Ministerpräsidenten Mitte Dezember tagten die heimischen Gremien in Abstimmung mit dem Land NRW, dem Bund Westfälischen Karneval sowie den befreundeten Vereinsnachbarn in Wiedenbrück und Delbrück. „Die abwartende Stellung war deshalb so entscheidend, da bei einer freiwilligen Absage seitens der Vereine, die bereits abgeschlossenen Verträge mit Musikkapellen, Künstlern und Equipment erfüllt werden müssen und die Unterstützung des Landes durch entsprechende Fördertöpfe bis dato nicht eindeutig beschrieben war. Eine generelle Absage des Karnevals wurde von der Landesregierung strikt abgelehnt. Damit war die Absicherung für das finanzielle Risiko nicht gegeben“, erklärt der GKGR-
Präsident. Gleichzeitig, so versichert er, waren sich alle darüber einig, dass aufgrund der Coronasituation keine üblichen karnevalistischen Veranstaltungen durchgeführt werden können. „Viele hunderte Besucher verzeichnen unsere Sitzungen jährlich. Der Rietberger Straßenkarneval begeistert weit über die Stadtgrenzen hinaus und heißt jährlich tausende Besucher willkommen. Dies passt alles nicht zur aktuellen Situation und lässt keine Möglichkeit einer unbeschwerten Durchführung unserer Veranstaltungen zu“, so Hanhardt. Auch die Umzüge an Altweiber und Rosenmontag werden abgesagt.
Soweit die schlechte Nachricht, aber wir wären nicht der RSA, würde nicht doch noch die versprochene gute Nachricht folgen: Eine Absage der Sitzungen bedeutet freilich auch eine ausfallende Proklamationssitzung. Wie? Keine neuen Prinzenpaare? Richtig, aber die „alten“ bleiben dem Rietberger Narrenvolk noch eine weitere Session erhalten. Hatte die GKGR-Prinzessin am Sessionsauftakt am Rathaus bei ihrer Rede angesichts des nahenden Abschieds noch mit den Tränen gekämpft, so strahlt sie aufgrund der Amtsverlängerung übers ganze Gesicht. „So einen Abschied nehme ich mir immer zu Herzen, da versagte die Stimme. Aber wie man sieht, kommt es dann doch ganz anders“, sagt Karin I. Lummer. Ihr Karnevalsprinz Michael IV. Sellemerten freut sich über die verlängerte Amtszeit ebenso wie über die Schnapszahlen: „Drei Paare, drei Jahre – wenn das mal nicht passt.“ Denn auch die Neuenkirchener ziehen natürlich mit. „Es ist selbstverständlich, dass wir den Verein in dieser sich wiederholenden Situation nicht im Stich lassen. Und beim Schulterschluss mit den beiden Regentenpaaren aus Rietberg und Mastholte sind wir sowieso dabei“, bestätigen Thorsten I. Borgmeier und Steffi I. Jahn von der KKGN. Genauso sind die Mastholter dabei: Wir haben zwei Jahre durchgezogen, da machen wir auch im dritten Jahr weiter“, sagen Dörte und Volker Tom Suden. „Schade nur, dass alle Vorbereitungen seitens der Vereine nicht umgesetzt werden können.“ Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
In Abstimmung mit den Behörden und der Stadt Rietberg, versuchen die Rietberger Jecken aber, kreative Ideen für kleine Veranstaltungen zu erarbeiten, welche dann Ende Februar eventuell durchgeführt werden könnten. Im vorigen Jahr gab es trotz Lockdown eine ganze Reihe von karnevalistischen Aktionen, die als Videobotschaft, Videofilm oder Malwettbewerb gezeigt wurden. „Das war sicherlich kein Ersatz, hat aber gezeigt, dass der Rietberger Karneval selbst in schweren Zeiten präsent sein kann“, sagt Hanhardt. Darüber werden die Vereine auf ihren Internetseiten und Social-Media-Auftritten informieren.