Varensell (dg). Ende August laden sie jährlich zum letzten Fest im Stadtgebiet ein. Ein beliebtes Wochenende mit großer Besucherschar zählt zu den Höhepunkten im Kalender der Grünröcke im Klosterdorf. Drei Tage ist die Dorfgemeinschaft präsent, um amtierende Majestäten zu bewundern, Umzüge zu begleiten, Paraden zu bestaunen und neue Königspaare zu bejubeln. Das alles bei strahlendem Sonnenschein, Bilderbuchwetter mit blauem Himmel. So war es Sonntag und Montag wie gewünscht.
Nur am Samstagabend entlud sich, nach extrem schwülem Tagesklima, ein Gewitter mit wolkenbruchartigen Wassermassen über dem Festplatz. Der, und ein angrenzender Parkplatz standen unter Wasser. Autos konnten erst am Sonntag geborgen werden und der Platz mit Rindenmulch stabilisiert. Fröhlich ging es beim beliebten Dorffest weiter. Auf großen Schützenumzug, eleganter Parade, folgte ein spannendes Vogelschießen um die Königswürde der Jungschützen. Die brauchten Geduld, Zielwasser und langen Atem, denn der zähe Vogel ergab sich erst mit dem 645(!) Schuss und krönte David Krischel (22) zum neuen König der Nachwuchsgarde. Mit Marie Müller (22) wählte der junge Monarch eine hübsche, attraktive Königin an seine Seite.
Beide sind Industriekaufleute und als örtliche Leihgaben geschätzt. David aus Neuenkirchen, Marie aus Westerwiehe. Beim Festball am Abend wurde in jeder Hinsicht königlich gefeiert. Mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche beginnt traditionsgemäß der Schützenmontag. Anschließend ein stärkendes gemeinsames Frühstück mit Ehrungen verdienter Schützenbrüder. Ausgezeichnet mit dem Benediktusorden wurden Wenzel Schwienheer sowie Walter Deppe. Je ein Silbernes Verdienstkreuz ziert jetzt die Uniform von Daniel Deppe, Klaus Schubert, Ralf Hesse.
Begehrter Königstitel zu Ulrichs 54. Geburtstag
Sichtliche Freude war auch bei Egon Böwingloh zu sehen, als ihn die Schützenkameraden mit dem Hohen Bruderschaftsorden auszeichneten. Dann steigerte sich der Reigen der Überraschungen. Stefan Wellerdiek, stellv. Bezirksbrudermeister, rief Günter Altehülshorst auf und ehrte den langjährigen Schießmeister der Gesellschaft mit dem St.-Sebastianus-Ehrenkreuz. „Da wird dir schon ein bisschen anders, wenn du nichts ahnend, plötzlich deinen Namen hörst und so besonders geehrt wirst“, erzählt Günter Altehülshorst noch voller Freude etwas später am Schießstand, im Gespräch mit dem RSA. Schon am Samstag erhielt Jonathan Smith den Jugend-Verdienstorden. Marschmusik war gegen 12.00 Uhr akustisches Zeichen fürs Vogelschießen. In Reih und Glied wartete die Schützenschar, um ihren bleiernen Gruß an den hölzernen Adler zu schicken. Interessiert verfolgt von fröhlichen Besuchern in großer Zahl. Die drängten immer näher ins Zentrum des Geschehens. Nachdem die Insignien errungen waren, Krone Helmut Peitz (37. Schuss), Zepter Eugen Buschmann (70.) und Apfel Oliver Peitzmeier (114.) und beide Flügel sich vom Rumpf getrennt hatten, fieberten Volk und Schützen. Unter der Vogelstange waren Letztere allerdings nur noch in kleiner Anzahl sichtbar. Mit verlässlicher Routine luden Timo Selhorst und Günter Altehülshorst als Schießmeister die Gewehre nach. Ab 13.20 Uhr kämpfte final mit Ulrich Hemmersmeier und Maximilian Kietz ein Schützenduo mit brillanten Treffern um den Titel. Nervenaufreibend, denn der zähe Vogel hing mit letzter Kraft im Kugelfang. Bei jedem Schuss wackelte der zerschundene Rumpf, begleitet vom spannungsgeladenen, raunenden Publikum.
Zäher Vogel kein Fall für schwache Nerven
Jenes brach um 13.33 Uhr in befreiten Jubel aus, als Ulrich Hemmersmeier nach der 363. Patrone am Ziel seiner Träume war. An seinem 54. Geburtstag neuer König der Benediktus-Schützen. Dann strömten die Gratulanten unter die Vogelstange. Erster Händedruck von Maximilian Kietz, der als fairer zweiter Sieger herzlich gratulierte. Ehefrau Sonja und drei Königstöchter herzten ihren neuen Regenten, der seine Sonja zur Königin ernannte. Brudermeister Ralf Hesse überwachte den Machtwechsel, als Kette und Krone ans neue Königspaar gereicht wurden. Um 18.00 Uhr fuhren sie mit ihrem Throngefolge zur großen Parade auf und erlebten danach eine rauschende Ballnacht.