Rietberg (mad). „Das ist einfach sehr unglücklich gelaufen“, sagt Gabriele Liebig. Sie ist Vorsitzende der Schulpflegschaft am Rietberger Gymnasium. Wie einige Eltern beklagt auch sie das jüngste Vorgehen von Gesundheitsamt und Schule, aufgrund dessen die komplette EF (Jahrgang 10) ins Homeschooling geschickt wurde – nach gerade einmal einer Woche im Präsenzunterricht nach den Ferien. Gesundheitsamt zeigte sich wenig flexibel aufgrund totaler Überlastung.
Die gesamte EF des Rietberger Gymnasiums kam nach den Sommerferien wieder in den Präsenzunterricht. Ein Schüler zeigte am Wochenende nach den Ferien Symptome und machte einen PCR-Test – mit positivem Ergebnis. „Auf Nachfrage des Gesundheitsamtes erklärte der Schüler, dass das Lüftungsverhalten in zwei Lerngruppen nicht ordnungsgemäß eingehalten werden konnte“, sagt Gabriele Liebig. Angesichts der hochansteckenden Delta-Variante schickte das Gesundheitsamt die Schüler der betreffenden Kurse vorsichtshalber in Quarantäne: 47 von insgesamt 104 Schülern der Jahrgangsstufe. Allerdings blieb es nicht dabei: Schulleiter Matthias Stolper ordnete dann Distanzlernen an und begründete dies mit Gründen der Fairness und Lerngleichheit. „Hybridunterricht wäre die denkbar schlechteste Variante gewesen“, sagt er. Der Vorfall löste bei vielen Eltern und Schülern Unverständnis und Unmut aus. Denn auch geimpfte und vollständig genesene Kinder wurden vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Das Gesundheitsamt gab diesbezüglich die Auskunft, überlastet zu sein und der Kontaktverfolgung beziehungsweise der Überprüfung der Impf- oder Genesenheitsstati nicht nachkommen zu können. Interessant: Laut Stolper habe das Gesundheitsamt mitgeteilt, dass man die Chargennummern der Geimpften überprüfen müsste. „Reicht nicht der Impfnachweis? Heißt das, als Geimpfter ist man nun nicht sicher, vernünftig geimpft zu sein“, fragt der GNR-Leiter, der zugleich bemängelt, dass es nicht Aufgabe der Schule sein könne, Eltern über Quarantäneregeln informieren zu müssen.
Dies alles sei sehr unglücklich gelaufen, sagt Gabriele Liebig. Ebenfalls sei es enttäuschend, dass die Schulen auch nach eineinhalb Jahren Pandemie noch immer nicht mit Lüftungsanlagen oder wenigstens CO2-Ampeln ausgestattet seien. Diese Erfahrung nun zeige, dass es sinnvoll wäre, auch regelmäßig PCR-Tests in den Schulen durchzuführen. „Wir würden gerne ein Pilotprojekt an unserer Schule mit Lolli-Tests starten, um verlässliche Zahlen zu bekommen“, sagt Gabriele Liebig.
Der Kreis Gütersloh hat nun aktuell verfügt, dass ab dieser Woche nur noch positiv getestete Schüler in Quarantäne gehen. „Wir konzentrieren uns auf enge soziale Kontakte und Familienangehörige“, so Dr. Anne Bunte, Leiterin Abteilung Gesundheit Kreis Gütersloh. Kinder seien nach bisherigen Erfahrungen weniger behandlungsbedürftig, daher sei die Konzentration auf die Infizierten epidemiologisch vertretbar, heißt es in der Pressemitteilung.