Rietberg (rdp). „Olaf Kristian – ist jetzt Renates Brüderchen“, freuten sich Volker Plath und Ehefrau Herta am 22. September 1974 über die Geburt ihres zweiten Kindes und teilten dies mittels einer Geburtsanzeige in der ersten Ausgabe des Rietberger Stadtanzeigers freudig mit – vor genau 50 Jahren.
„Als Dreijähriger bin ich dann mit meinen Eltern nach Hiltrup ins südliche Münsterland gezogen“, erinnert sich Olaf Kristian Plath. Kindergarten, Grundschule und Gymnasium hat er dort besucht. „Ich bin in Hiltrup groß geworden“, kehrte Plath nicht in die Geburtsstadt zurück, sondern studierte in Bochum Medizin. Heute arbeitet er als Arzt in der Gefäßchirurgie der Johanniter-Kliniken in Hamm. In Bergkamen fand er sein privates Glück und lebt dort mit Frau und drei Söhnen.
Somit sprang er auch nicht in die Fußstapfen seines Vaters oder gar seines Großvaters. Sowohl Volker, der im Februar seinen 90. Geburtstag feierte, als auch Opa Gerhard waren evangelische Pfarrer, die lange Zeit ihren Dienst in Rietberg absolvierten. „Es war schon etwas Besonderes, dass mein Vater die Stelle von meinem Großvater in Rietberg übernehmen durfte“, blickt Olaf Kristian Plath auf die Familiengeschichte.
Großvater Gerhard Plath feierte in Rietberg 1975 sein goldenes Ordinations-Jubiläum. Am 3. Januar 1925 war er in der St.-Nikolaikirche in Reval zum Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche ordiniert worden. Im Baltikum war er lange tätig, bevor er 1939 die Kirchengemeinde Lüderitz im Posener Land übernahm. Aufgrund seiner ausgezeichneten Kenntnisse der russischen Sprache wurde er von der Wehrmacht als Dolmetscher eingezogen. Im März 1945 geriet Gerhard Plath in russische Gefangenschaft, kam aber nach schweren Jahren 1954 überraschend zurück und lebte mit seiner Familie im Eckardtsheim – einer Unterkunft in Bethel. 1956 begann er dann mit seinem Dienst als Pfarrer in Rietberg bis zum Ruhestand 1964.
Sein Sohn Volker übernahm dann für 14 Jahre. „Es war eine sehr schöne Zeit in der Stadt Rietberg, zu der wir heute noch eine gute Verbindung haben“, blickt Volker Plath im RSA-Gespräch auf diese Zeit zurück. Außerdem habe er hier seine Frau Herta geheiratet, was immer eine bleibende Erinnerung sei. Das Gemeindeleben in Rietberg – obwohl starke Diaspora – habe ihm große Freude bereitet, die Zusammenarbeit mit dem Presbyterium sei ausgezeichnet gewesen. „Ich durfte aber auch erfahren, dass der Katholizismus sehr unterschiedlich sein kann!“ Mit einem seiner sieben katholischen Kollegen sei er in Neuenkirchen bestens befreundet gewesen, ein anderer habe ihm dagegen nichtmal die Hand gereicht. Als die älteste Tochter der Plaths schulpflichtig wurde, wechselte die Familie nach Hiltrup. „Und beruflich hatte ich den Wunsch, mit einem evangelischen Kollegen zusammenzuarbeiten und nicht nur Einzelkämpfer zu sein.“
Sohn Olaf Kristian Plath hat im Übrigen vor zwei Jahren Rietberg besucht, den hübschen Ort seiner Familie vorgestellt und auch das Bibeldorf besucht. „Durch Zufall habe ich Pfarrer Dietrich Fricke getroffen, der uns ganz liebevoll Ort, Kirche und Pfarrhaus vorgestellt hat.“