Kreisarchiv sucht Zeitzeugen, Fotos und Dokumente

Kinderverschickung im Kreis untersuchen

Das Kinderkurheim der Kreise Beckum und Wiedenbrück in Bad Waldliesborn (Kreisarchiv Gütersloh).

Das Kinderkurheim der Kreise Beckum und Wiedenbrück in Bad Waldliesborn (Kreisarchiv Gütersloh).

 

 

Gütersloh. Zwischen den späten 1940er und den frühen 1990er Jahren wurden Millionen Kinder in Deutschland zur Erholung in Kinderkurheime und Kinderheilstätten verschickt, auch im Kreis Gütersloh und seinen Vorgängerkreisen. Eine Ausstellung und eine Publikation des Kreisarchivs Gütersloh widmet sich ab Herbst diesem Thema. Das Kreisarchiv sucht dazu noch nach Objekten, Fotos, persönlichen Dokumenten und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

Die Kinder wurden verschickt, um sich zu erholen und an Gewicht zuzulegen. Viele Zeitzeugen haben die Kuraufenthalte in positiver Erinnerung. Zahlreiche Betroffene berichten aber auch von einer lieblosen Betreuung, von Demütigungen und Gewalt. Es werden nunmehr auch die Schattenseiten des Kinderkurwesens in der Öffentlichkeit thematisiert. Initiativen von ehemaligen Kurkindern haben zuerst darauf aufmerksam gemacht und bieten ein Forum für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Erst in jüngster Zeit hat auch die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas begonnen.

Das Kreisarchiv möchte einen Beitrag leisten und die Kinderverschickung in der Region untersuchen. Wie erlebten die Kinder den Alltag in den Heimen? Gab es Missstände in den Heimen?
Auch im Kreisgebiet gab es Kindererholungsheime beziehungsweise Kinderheilstätten: Das DRK-Erholungsheim im Sozialwerk Stukenbrock, das Caritas-Erholungsheim in Marienfeld und die Lungenheilstätte in Rheda. Der Kreis Wiedenbrück unterhielt eigene Erholungsheime in Bad Waldliesborn und in Nebel auf Amrum. Zudem schickten die Kreise Wiedenbrück und Halle Kinder zu Kuraufenthalten in ganz Deutschland, etwa in das Erholungsheim ‚Helenenbad‘ in Pelzerhaken an der Ostsee, in die Kinderheilanstalt Sassendorf, das Jugendkurheim ‚Ursula‘ in Schloss Herdringen (Arnsberg), die Kinderheilanstalt ‚Bethesda‘ und das ‚St. Vinzenzhaus‘ in Bad Salzuflen, das Kinderkurheim der Stadt Dresden auf Norderney oder das Erholungsheim ‚Luginsland‘ in Bonndorf im Schwarzwald.

Unverzichtbar für die Ausstellung und Publikation ist die Perspektive der ehemaligen Verschickungskinder. Das Kreisarchiv sucht daher nach Objekten, Dokumenten, Fotos und Geschichten aus dem Kreisgebiet rund um das Thema Kinderkuren. Wer Interesse hat, kann sich gerne an Kreisarchivar Ralf Othengrafen wenden: Telefon 05241/85-2003 oder E-Mail r.othengrafen@kreis-guetersloh.de