Rietberg (sst). Rund 60 junge Leute im Alter von 16 bis 20 wollten sich unlängst in der Basilika des Bibeldorfes informieren, welche politische Position ihnen am meisten zuspricht. Die Jung- und Erstwähler kamen bei der von Pastor Alexander Plümpe und Pfarrer Dietrich Fricke geleiteten Podiumsdiskussion mit Vertretern jener Parteien ins Gespräch, die nach der Wahl am 13. September in den Stadtrat einziehen möchten.
Von einer Generation, die „Null Bock“ auf Politik hat, war hier nichts zu sehen. Die Jugendlichen bohrten die Politiker der CDU, SPD, FDP, Grünen und FWG nach deren kurzer Vorstellungsrunde dabei mit Fragen, die ihnen besonders wichtig waren. Dabei war der jungen Generation die Frage nach dem langsamen Ausbau des Glasfasernetzes im Stadtgebiet besonders wichtig. „Ich finde es auch ätzend, dass das so lange dauert“, sprach CDU-Mann Marco Talarico den anwesenden Jungen und Mädchen aus der Seele. „Wir haben das Problem, in den Ortsteilen verschiedene Anbieter zu haben. Für die nicht angeschlossenen Gebiete außerorts sammeln wir Fördergelder ein, die gilt es zu nutzen. Wir machen Dampf, das verspreche ich euch.“ SPD-Mann Roman Kollenberg betonte vor allem die Bedeutung von Glasfaser für Unternehmensansiedlungen. „Sonst wandern sie in andere Städte ab und wir verlieren dadurch eine Menge Gewerbesteuer.“ FDP-Mann Dennis Meyer beklagte den schlecht ausgehandelten Vertrag mit Helinet. „Ich wohne in Neuenkirchen und werde wahrscheinlich nie Glasfaser bekommen.“ Die FWG, vertreten durch Josef Beermann, bedauerte, dass es keine andere Anbieter-Option zu Helinet gab. Ebenfalls kam die Frage nach behindertengerechtem Wohnraum auf die Agenda. Die SPD will deshalb 30 Prozent aller ausgewiesenen Grundstücke für Sozialwohnungsbau nutzen. „Wir brauchen viel mehr Wohnungen für Singles, Alleinstehende und Azubis, die von zu Hause ausziehen möchten, aber in Rietberg bleiben wollen“, sagte Roman Kollenberg. Die steile Forderung ließ besonders die FDP nicht lange unbeantwortet. „Bauen sollte immer Privatsache sein. Die Schule gehört dem Staat und ihr wisst ja, wie die aussieht“, erinnerte Dennis Meyer an die veralteten Schulgebäude. Die Grünen, in Person von Rabea Beckert sehen in diesem Punkt großen Nachholbedarf. „Was ist mit alten oder schwachen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, aber alleine wohnen. Die müssen mit behindertengerechten Wohnungen unterstützt werden.“ Die FWG will diese Menschen in betreutem Wohnen unterbringen, aber keine Behindertenheime, die wie Kasernen wirken, schaffen. Marco Talarico plädierte dafür, sich selbst im Umgang mit Behinderten zu hinterfragen und diese Menschen nicht nur in Vereine, sondern auch im Alltag mit aufzunehmen. Großer Streitpunkt war zudem der ÖPNV. Die Grünen wollen diesen für die Mobilitätswende unbedingt unterstützen, „aber er muss bezahlbar sein und vernünftig getacktet sein“, sagt Rabea Beckert. Dennis Meyer von der FDP hat diesen aufgrund der Unwirtschaftlichkeit schon lange aufgegeben und rät den jungen Menschen, sich mit einem Roller fortzubewegen. Die CDU will hingegen weiter an der geplanten Buslinie von Delbrück nach Rheda über Rietberg festhalten, sieht aber noch schwierige Verhandlungen auf Kreisebene.