Rietberg (rdp). Wolfgang Settertobulte ist Jäger aus Leidenschaft. Im Ehrenamt vertritt er den Hegering Rietberg seit einigen Jahren als Obmann für die Öffentlichkeitsarbeit. Seit der letzten Mitgliederversammlung Anfang des Jahres hat er zusätzlich ein zweites Amt übernommen und wurde zum Nachfolger vom verdienten Hans Holub als Naturschutzbeauftragter gewählt.
Eine Doppelfunktion, die sich durchaus gut miteinander verknüpfen lässt. Denn Jagd ist für Settertobulte eben Naturschutz, und das gilt es auch öffentlich zu machen. „Die Jagd hat mich schon als Jugendlicher interessiert. Doch den Jagdschein habe ich letztlich gemacht, weil ich gern koche und das Wildbrett selbst verarbeiten wollte“, erinnert sich der fast 64-jährige Wolfgang Settertobulte im RSA-Gespräch. Das sei die ursprüngliche Motivation gewesen, heute gehöre weit mehr dazu: Niederwildjagd, langes Ansitzen und das Revier beobachten sowie die Arbeit mit Jagdhunden. „Man sollte sich im eigenen Revier auskennen und das Wild kennen.“
Als Diplom-Psychologe und Gesundheitswissenschaftler dürfte er prädestiniert sein, mit seiner ruhigen Art mit Diplomatie im ein oder anderen Konflikt zwischen Jägern und Bürgern vermitteln zu können. In seinen Funktionen vertritt er mit seinen 240 Mitgliedern den größten Hegering im Kreis Gütersloh. „Ein aktives Vereinsleben, eine gute Mischung aus Jung und alt sowie ein immerhin 15-prozentiger Anteil an Frauen zeichnen den Hegering aus.“
Der umtriebige Hans Holub hat über Jahre als Naturschutzbeauftragter seine Fußabdrücke hinterlassen. Vor allem mit dem Storchenprojekt hat er für eine gesunde Population im Raum Rietberg maßgeblich beigetragen. „Mittlerweile müssen wir jedoch aufpassen, dass hier die Bestände nicht zu groß werden. Denn Störche schlagen auch Rehkitze“, beweist Settertobulte an einem Handyvideo. Weniger Nisthilfen wären eine Lösung.
2017 hat der Hegering als erster im Kreis Gütersloh Wärmebild-Drohnen zur Kitzrettung angeschafft. Mittlerweile sorgen drei Drohnen dafür, dass vor der Mahd die Kitze aufgespürt werden können. Allein im letzten Jahr konnten so 232 Jungtiere gerettet werden. 35 Helferinnen und Helfer haben sich für die erste Aktion in diesem Jahr angemeldet, um ab 4 Uhr bei Sonnenaufgang mit der guten Tat zu beginnen. „Es ist ein unbeschreiblicher Moment ein Kitz mit Handschuhen und einem Grasbüschel gesichert aus der Gefahr zu tragen“, ist Settertobulte, der selbst auch Drohnenpilot ist, noch gerührt.
„Von einem gesunden Raum profitieren alle Tiere, deshalb muss mit dem Naturschutz auch der wichtige Lebensraum der wilden Tiere erhalten bleiben“, spricht Wolfgang Settertobulte für die Jägerschaft und unterstreicht die Stichworte Hege und Pflege. Dazu gehören Biotop-Verbesserungen, Anpflanzen von Obstbäumen oder auch in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft das Anlegen von Blühstreifen, Wildackerflächen und Ruhezonen. Da gelte es Aufklärungsarbeit zu leisten, um Konflikte mit Wanderern und Hundebesitzern zu vermeiden: „Naturflächen müssen geschont werden. Zum Respekt vor der Natur müssen diese Bereiche gemieden werden. Bis zum 15. Juni gilt die Brut- und Setzzeit. Werden beispielsweise Enten von ihrem Gehege einmal verscheucht, geben sie dies auf.“
Welche Wildtiere bereiten dem Hegering Sorgen? Die Nutria ist da ganz akut und sorgt für viel Zerstörung, ebenso die Rabenkrähen als Bruträuber. Wildschweine sind in Rietberg eher rar. „Es gibt da vereinzelt Überläufer oder im Winter wurden welche an der Ems gesichtet“, so Settertobulte, der im Wolf hier noch kein ernsthaftes Thema sieht. „Man kann mit dem Wolf leben, wenn das Rudel viel Raum hat. Aber er muss im Fall eines Falles auch bejagt werden können, weil er sonst mehr Schaden als Nutzen bringt. Er kann aber auch den Wildbestand gesünder machen.“ Der Goldschakal, ein Fuchs auf langen Beinen, ist ein Feldjäger und fühlte sich in dieser Region sicherlich besser aufgehoben. „Der könnte als nächster kommen.“