Immer weniger Grundschüler können schwimmen

Schwimmkurse sind Mangelware – durch Corona wird die Situation noch weiter verschlimmert

Rietberg (mad). Die Arbeit der DLRG liegt Corona bedingt wie  in vielen Sportvereinen brach. Doch im Vergleich zu Sportvereinen stehen hier nicht bloß die Fitness oder der Spaß im Vordergrund. Da geht es auch darum, Rettungsschwimmer zu trainieren, die im Zweifel ein Leben retten und insbesondere Kindern das Schwimmen beizubringen. Doch all dies war nun über einen langen Zeitraum nicht möglich. Darüber spricht Björn Beil, Vorsitzender der DLRG Rietberg, mit dem RSA.

RSA: Schwimmen zu können ist nicht nur eine nette Freizeitbeschäftigung, sondern auch sehr wichtig. In den vergangenen Jahren wurde jedoch immer wieder betont, dass insbesondere immer mehr Kinder  bei Einschulung nicht schwimmen können. Befürchten Sie, dass sich dieser Negativtrend durch die Pandemie noch verstärken wird? 

Björn Beil: Was ich in Rietberg von den Schulen mitbekomme, ist besorgniserregend: Etwa die Hälfte der Schüler in den Grundschulen kann nicht schwimmen. Und ja, dieser Negativtrend wird durch die Pandemie noch verschlimmert.

RSA: Eine Möglichkeit wäre, vor der Einschulung einen Schwimmkurs bei der DLRG zu machen. Aber genau das ging ja im vergangenen Jahr nicht. Ist das ein harter Einschnitt? 

Beil: Absolut. Insbesondere weil die Anfängerkurse so extrem wichtig sind. Denn in den Schulen besteht oft nicht die Möglichkeit, schwimmen zu lernen. Da wird dann vielleicht noch das Seepferdchen-Abzeichen gemacht, aber das macht noch keinen guten Schwimmer aus. In dem eigentlich nötigen Umfang kann Schule Schwimm­unterricht auch nicht leisten. Hinzu kommen unsere Kurse für Polizeianwärter oder Lehrer, die regelmäßig ihr Rettungsschwimmerabzeichen wiederholen müssen, die ebenfalls alle ausfallen mussten. 

RSA: Konnten Sie nicht wenigstens „abgespeckte“ Kurse anbieten?

Beil: Leider nein. Während der Lockdown-Phasen konnten wir die Schwimmhalle nicht nutzen. Unsere Rettungsschwimmer waren zwar nochmal an der Nord- und Ostsee. Im Sommer durften wir wegen der besonderen Einlassbedingungen auch das Freibad nicht nutzen. Eigentlich üben wir regelmäßig jeden Donnerstagabend für eineinhalb Stunden. Aber man wollte die Badegäste nicht weiter einschränken und zeigte sich wenig kompromissbereit, uns Platz zur Verfügung zu stellen. Da ist uns sehr viel Trainingszeit verloren gegangen. Die Stadtverwaltung hat uns aber versprochen, dass wir in diesem Jahr auf jeden Fall trainieren können.

RSA: Können Kinder, die im vergangenen Jahr sonst gerne einen Schwimmkurs belegt hätten, diesen nicht jetzt einfach nachholen?

Beil: Das wird schwierig, denn auch schon vor Corona gab es Wartelisten für Schwimmkurse. Eltern sollten ihre Kinder frühzeitig anmelden. Bei privaten Schwimmschulen gibt es bestimmt Möglichkeiten, sobald es erlaubt ist. 

RSA: Gibt es denn etwas, was Eltern sonst schon in Vorbereitung auf einen Schwimmkurs selber leisten können?

Beil: Eltern sollten früh mit den Kindern ins Wasser und sie dabei IMMER sehr gut beaufsichtigen. Niemals sollten die Kinder alleine am oder im Wasser spielen. Nur weil eine Aufsicht da ist, heißt das nicht, dass man selber keine Aufsichtspflicht mehr hat. Auch Zuhause in der Badewanne können schon kleine Sachen geübt werden, wie zum Beispiel unter Wasser die Augen auf zu machen. Das ist wichtig für die Orientierung. 

RSA: Wann geht es wieder los?

Beil: Ich weiß nicht, ob Schwimmkurse losgelöst vom Sport betrachtet werden. Wenn ja, könnten wir damit vor dem normalen Trainingsbetrieb starten. Aber klar ist: Während Corona geht bei uns auch alles nur mit Anmeldung. Bitte nicht spontan vorbeikommen. Wir würden uns allerdings noch sehr über Unterstützung freuen. Wenn also jemand Lust hat, Kinderschwimmkurse zu begleiten, den bilden wir sehr gerne darin aus. Keine Angst: Da wird auch bei uns niemand einfach ins kalte Wasser geworfen. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden unter 05241/9096552 oder per Email an info@rietberg.dlrg.de.