Rietberg (mad). Mit Fug und Recht kann man sagen: Es geht eine Ära zu Ende. 13 Jahre lang hat Professor Dr. Manfred Niewiarra in Namen der FDP im Rietberger Stadtrat diskutiert, nachgefragt und nachgebohrt. Nicht immer angenehm für seine Ratskollegen. „Aber notwendig“, wie er sagt. Nun zieht er sich von der politischen Bühne zurück.
Eine Ratssitzung mit Niewiarra bedeutete für alle Beteiligten stets eine harte Auseinandersetzung mit der auf Zahlen beruhenden Realität. Natürlich wäre dieses oder jenes Projekt für Rietberg toll, aaaaaber da kam auch schon der mahnende Zeigefinger des Professors. „Es hat mir immer Spaß gemacht, den Finger in die Wunde zu legen“, sagt der heute 84-Jährige, der die FDP von 2014 bis 2020 als Einzelkämpfer im Rietberger Rat vertreten hat. Kleinlaut war er deswegen aber nicht. Ganz im Gegenteil. Er verstand sich stets als Korrektiv und liebte die sachlichen und auch leidenschaftlichen Diskussionen – insbesondere in Richtung der SPD. Als Jurist und Experte für Finanzen hatte Niewiarra bei allem Wohl für die Emskommune auch das Stadtsäckerl im Blick und mahnte zur Vorsicht, wenn es um horrende Ausgaben ging. Trotz schwacher demokratischer Durchsetzungskraft im Rat fand er immer klare Worte. „Und ich bin überzeugt, dass sich die Ratskollegen meine Denkanstöße zu Herzen genommen haben“, sagt er. Rietberg habe gute Jahre gehabt. „Aber ich sehe nicht, dass die Verantwortlichen auf die Ausgabenbremse treten. Wenn das so weitergeht, sehe ich nicht allzu rosige Zeiten auf Rietberg zukommen.“ So kritisiert der Finanzexperte auch Ausgaben wie beim neuen Bauhof, die sich von ursprünglich etwa 2 Milionen Euro mittlerweile locker verdoppelt haben. Weitere Bauvorhaben waren oder sind ihm ein Dorn im Auge. Dass das City-Outlet nicht realisiert wurde, freut ihn. Für das neue Gymnasium findet er nicht nur lobende Worte. Es habe eher den Charme einer Kaserne, so Niewiarra. Überhaupt vermisst er bei der Städteplanung ein gutes Konzept und Sensibilität für den Bauraum. Ralph Böwingloh als neuer FDP-Vorsitzender und Jan Meyer als neuer Stellvertreter werden nun in große Fußstapfen treten. Der 25-Jährige Meyer aus Varensell stammend ist als Diplom Finanzwirt sicher die richtige Wahl. Böwingloh möchte die mahnende Politik Niewiarras fortsetzen. „Die Politik ließ sich oft durch Wunschkonzerte leiten. Das wird so nicht weitergehen können“, sagt er.