Eine Million Euro für die Johanneskapelle

Die Kosten bereiten nicht nur dem Stadtkämmerer Kopfzerbrechen

Die Johanneskapelle ist dringend sanierungsbedürftig. Die Kosten dafür belaufen sich allerdings auf die stolze Summe von 1,

Die Johanneskapelle ist dringend sanierungsbedürftig. Die Kosten dafür belaufen sich allerdings auf die stolze Summe von 1,15 Millionen Euro.  Foto: RSA/Addicks

 

Rietberg (mad). Lange schon ist die Sanierung der altehrwürdigen Johanneskapelle an der Delbrücker Straße ein Thema. Kosten in Höhe von gut einer Million Euro würden dafür zu Buche schlagen. Das will gut überdacht sein. Das Dilemma ist jedoch: Je mehr Zeit vergeht, umso teurer wird die Instandsetzung des denkmalgeschützten Gebäudes. Denn die Feuchtigkeit dringt weiterhin in das 1748 errichtete Mauerwerk ein und zerstört auch innen Putz und Stuck. Einigkeit herrschte im Rat darüber, die schnuckelige kleine Kapelle erhalten zu wollen. Dafür, so wurde entschieden, sollte eine Förderung im Rahmen des Städtebauförderungsprogrammes beantragt werden. Dadurch stand eine Unterstützung in Höhe von 50 Prozent der Gesamtkosten von 1,15 Millionen Euro in Aussicht. Doch dieser Förderantrag wird wohl abgelehnt werden, da es sich bei dem zu sanierenden Gebäude um eine kleine Kapelle handele, deren Raumangebot nicht für große öffentliche Ereignisse oder Veranstaltungen nutzbar wäre, heißt es von Seiten der Bezirksregierung. Allenfalls Trauungen, kleine Lesungen oder Konzerte würden den Zweck der Gemeinbedarfseinrichtung nicht abdecken. Somit würde die Stadt auf den Sanierungskosten sitzen bleiben und die Instandsetzung würde ein weiteres, nicht unbedeutendes Loch in die Kasse von Stadtkämmerer Andreas Göke reißen. Eine Lösung könnte sein, über eine zu gründende Stiftung „Johanneskapelle Rietberg“ Finanzmittel aus dem Topf der NRW-Stiftung „Naturschutz, Heimat und Kulturpflege“ zu erhalten. Jedoch könnten die nicht von der Stadt beantragt werden. Die Gründung einer Stiftung hat zudem einige gesetzliche Vorgaben, die zu berücksichtigen sind, insbesondere Vorgaben zur finanziellen Ausstattung. Zudem, so gab die Verwaltung zu bedenken, würden bei einer solchen Stiftung auch Kosten entstehen. Eine weitere Alternative wäre, über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz eine Förderung anzufragen. Diese müsste bis zum 31. August beantragt werden. Unabhängig davon betonte auch Heinz Isenbort, dass es bei der jetzigen Haushaltslage schwierig sei, die Johanneskapelle ohne finanzielle Hilfe von außen zu sanieren. „Man könnte versuchen, mit einem Förderverein Geld zu sammeln“, so der CDU-Mann. Auch Gerd Muhle (SDP) gefiel die Idee, auf das Engagement der Bürger zu setzen. „Vielleicht könnte man die Bürger an der Sanierung der Johanneskapelle beteiligen, indem sie Bausteine erwerben und so einen finanziellen Beitrag zur Sanierung leisten“, sagte Muhle. Denkbar sei für ihn auch die Übertragung der Trägerschaft der Kapelle in die Gartenschaupark GmbH. Die Verwaltung, namentlich in diesem Fall Rüdiger Ropinski, bremste die Vorschläge etwas ein und riet dazu, erst einmal abzuwarten, ob doch noch Geld für die Städtebauförderung käme. Parallel dazu könne man sicherlich bereits bei der Stiftung Deutsche Denkmalpflege anfragen, jedoch sei hier mit nicht soviel Geld zu rechnen wie vom Land.  

 

 

Die Kapelle

Gebaut wurde die Johanneskapelle einst durch Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg. Nach der Grundsteinlegung am 3. Oktober 1747 wurde sie am 19. Mai 1748, kurz nach dem Patronatsfest, geweiht. 1822 wurde die Kapelle an den Unternehmer Friedrich Ludwig Tenge verkauft. 177 Jahre später, nämlich im Jahr 1999, gelangte das Baudenkmal durch Schenkung in den Besitz der Stadt Rietberg. 2019 wurde ein Gutachter beauftragt, die Schäden an der Kapelle in Augenschein zu nehmen und die Sanierungskosten zu schätzen. Von 850.000 Euro war damals die Rede. Die mittlerweile auf schätzungsweise 1,15 Millionen Euro gestiegenen Restaurationsarbeiten an dem denkmalgeschützten Kleinod sind längst überfällig und dringend nötig, denn die Schäden an der Kapelle, durch deren undichtes Dach Regenwasser zu Fäulnisschäden geführt hatte, werden mit der Zeit immer größer.