Dr. Franz Jungbluth (l.) hält die Materialsammlung in den Händen, die als Grundlage für die Inhalte in der BIPARCOURS-App dient. Auszubildende Nora Winterhalter zeigt die App auf einem Tablet. Foto: Kreis Gütersloh
Gütersloh. Mit dem Einsatz der Lern-App ‚BIPARCOURS‘ erweitert das Kreisarchiv Gütersloh sein Angebot für Schulen zur Geschichte des Nationalsozialismus. Grundlage ist die vor einem Jahr veröffentlichte Materialsammlung mit dem Titel ‚Der Nationalsozialismus in den Kreisen Halle und Wiedenbrück‘. Bislang konnten Schulen den Reader mit historischen Akten und Zeitungsartikeln entweder eigenständig in den Unterricht einbinden oder im Archiv einen halbtägigen Workshop zum Thema buchen. Seit November gibt es zusätzlich die Möglichkeit, einige Themen aus der Broschüre mithilfe der App zu vertiefen.
Die App des vom Schulministerium getragenen Netzwerks Bildungspartner NRW ermöglicht Schulen und außerschulischen Lernorten die Erstellung und Bearbeitung von digitalen Themenrallyes, Stadtrundgängen und Wissensspielen. Davon widmen sich drei Angebote den einzelnen Kapiteln aus der Broschüre zur NS-Geschichte des heutigen Kreises Gütersloh. Archivpädagoge Dr. Franz Jungbluth und Nora Winterhalter, Auszubildende zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, haben die Einheiten mit Fragen zur inhaltlichen Einführung, zur Funktion der Hitlerjugend und zum Einsatz von Zwangsarbeit im heutigen Kreisgebiet entwickelt.
Die BIPARCOURS-App ersetzt dabei nicht die Bearbeitung der Quellen im Unterricht, sondern dient einer strukturierten Vor- und Nachbereitung. In der App können die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit den Fragen in der App prüfen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es zwischen den beiden damaligen Landkreisen gab. Die thematischen Quizfragen helfen, gezielt nach Informationen in den historischen Dokumenten zu suchen. „Verwaltungsakten lesen sich manchmal trocken und sind nicht immer leicht zu verstehen“, weiß Winterhalter aus ihrer Ausbildung. Die Fragen geben den Schülerinnen und Schülern konkrete Anhaltspunkte zur Auswertung solcher Quellen. So gilt es zum Beispiel herauszufinden, wie viele Kriegsgefangene und Zwangsarbeiterinnen in der Landwirtschaft im Kreis Wiedenbrück im Einsatz waren oder welche Funktionen die Vertrauenslehrer der Hitlerjugend erfüllten.
Mit den digitalen Formaten hofft Dr. Jungbluth, weitere Schulklassen im Kreis zu erreichen. Den Weg ins Archivgebäude in der Gütersloher Moltkestraße finden diese eher selten. „Das liegt sicher mit an den Fahrtwegen, aber auch daran, dass in fast allen Städten und Gemeinden eigene Archive vorhanden sind, die teilweise hervorragende Bildungsarbeit machen“, so der Geschichtspädagoge. Um die Bestände des Kreises trotzdem für die Einbindung in den Schulunterricht zu nutzen, setzen er und Archivleiter Ralf Othengrafen daher vor allem auf Serviceangebote wie Tagesveranstaltungen, die auch an den Schulen stattfinden können, oder für den Unterricht aufbereitete Archivbeständen in gedruckter und digitaler Form.
Die Quellensammlung zur NS-Geschichte kann per Mail an f.jungbluth@kreis-guetersloh.de bestellt oder unter www.kreis-guetersloh.de/kreisarchiv-material heruntergeladen werden. Auf der Internetseite findet sich auch eine Anleitung zur Nutzung der BIPARCOURS-App.