Rietberg (mad). Im jecken Jubiläumsjahr der Graftschaftler konnte endlich wieder dem Narrentum gefrönt werden. Sowohl die Rietberger als auch die Aktiven der GKGR konnten es kaum erwarten. So sprühte die Proklamation auch vor Witz und tollen Darbietungen.
Was soll man sagen? Wehmut schwang mit bei der Verabschiedung von Rietbergs Tollitäten. Lag es bloß an den drei Jahren, in denen man sich einfach an die beiden gewöhnt hat? Nein. Michael Sellemerten und Karin Lummer waren wirklich ein großartiges Prinzenpaar.
Doch nun galt es, das neue Prinzenpaar zu küren, welches im Jahr des 88. Jubiläumsjahres des Narrenvereins zusammen 88 Jahre alt wird. Und so ließ GKGR-Präsident Holger Hanhardt die neuen Tollitäten in den Saal marschieren. Mit tosendem Applaus wurden dort Manuel I. Kaiser und Carina I.
Pahlsmeyer begrüßt, die sich sichtlich über die überraschten Gesichter freuten.
Doch wer glaubte, man hätte Michael Sellemerten an diesem Abend zum letzten Mal auf der Bühne gesehen, der irrte. Der Ehemalige ließ es sich nicht nehmen, im knallbunten Zwirn nochmals die Bretter in der Schulaula zu betreten und seinen Unmut kundzutun. „Mit mir nich!“, so der abgeschmückte Prinz. „Hochadel haben sie uns versprochen. Bundesdeutschen Hochadel – für länger“, plauderte er aus dem Nähkästchen. Nun seien er und die Prinzessin gefragt worden, ob sie mal ein Jahr pausieren könnten. „Neue Nummer. Kannten wir so nicht“, so der Rietberger Prinz mit der bis dato längsten Amtszeit, den man wegen Fachkräftemangel aus Mastholte angeworben hatte. Beileibe nicht den Schlechtesten. In der Bütt gab Michael Sellemerten eine hochumjubelte Premiere. Sein Resümee: „Drei Jahre mit einer Prinzessin. Das ist wie Leasing. Nicht so wie früher: Da hattest du nur eine Tageszulassung“, flachste er. Doch auch der schönste Leasingvertrag endet einmal.
Einen neuen Vertrag indes schloss Andrea Rudehutskors in ihrer Paraderolle als Frau Warendorf ab. Es hätte sich wohl niemand träumen lassen, aber die biedere Vorzimmerdame des Bürgermeisterbüros hatte sich entschieden, nun doch endlich einen Mitgliedsantrag bei den Altweibern zu stellen. War die fröhliche Frauenschar doch rechtzeitig vor Ort, um die genervte Frau Warendorf vor ihrer aufgedonnerten und nichtsnutzigen Praktikantin zu retten. Natürlich erst, nachdem sie den „Rietberger Stadtanzünder“ gelesen hatte.
Als „singende Herrencreme“ heizte Howard Carpendale alias Michael Basel mit „Helau again“ ordentlich ein. Passendes Thema für „Die Einheizer“, die wegen der Energiekrise überlegten, was sich alles in Wärme umwandeln ließe. Schließlich habe Rietberg nun eine „Mordshackschnitzelanlage, aber kein Holz vor der Hütt’n“. Da hilft auch ein bayrischer Doppelwärmewumms nicht mehr. Auch der Fanfarenzug und die Tanzgruppen sorgten beim Publikum für allerbeste Unterhaltung. Insbesondere die Prinzengarde sorgte mit einer spektakulär inszenierten Geschichte vom „Zauberlehrling“ für einen grandiosen Abschluss einer lang herbeigesehnten Prunksitzung.