Ein beliebter Franziskaner und seine einmalige Kunst

Ausstellung mit umfangreichen Gemälden und mehr von Pater Walther Tecklenborg OFM

Bürgermeister Andreas Sunder(l.) und Sparkassenvorstand Kay Kling­sieck (r.) dankten dem Ehepaar Dr. Stefanie Schulte-Hinsk

Rietberg (dg). Er zählte zu den bekannten Persönlichkeiten im Rietberger Ordensleben, der Franziskaner-Pater Walther Tecklenborg – 1876 in Wiedenbrück geboren als Sohn Franz Carl Ignatz der bekannten örtlichen Kaufmannsfamilie Tecklenborg, an der Langen Straße 25. Schon mit 16 Jahren trat er im niederländischen Harrveld in den Franziskanerorden ein und erhielt bei der Einkleidung in der Gemeinschaft seinen Namen Walther. Sein künstlerisches Talent, welches in ihm schlummerte, wurde erfreulicher Weise schon früh entdeckt und gefördert. Die Ordensoberen ermöglichten ihm ein 8-jähriges Studium, privat und an der Königlichen Kunstakademie Düsseldorf. Seine Priesterweihe erhielt der junge Ordensmann am 14. August 1901 im Dom zu Paderborn und wurde ab dann „Pater Walther Tecklenborg OFM“ genannt. Nach verschiedenen Klosterstationen im Rheinland wurde er 1918 durch Kapitelbeschluss nach Rietberg versetzt. Hier lebte und arbeitete Pater Walther 47 Jahre im Kloster an der Ems, als Priester und künstlerisches Multitalent, mit eigenem Atelier in der früheren Klosterbrauerei.  

Vor rund fünf Jahren entdeckte seine Großnichte Dr. Stefanie Schulte-Hinsken bei einer Nachlassaufarbeitung, unterschiedlichste Arbeiten ihres Großonkels Walther. Fasziniert von Qualität, Motivvielfalt und Techniken forschte sie weiter. Gemeinsam mit Ehemann Dr. Ludger Hinsken, beide akademisch gebildete Vermessungs-Ingenieure, trugen sie ein Werkverzeichnis mit rund 800 Kunstwerken zusammen. Daraus wuchs die Idee am Ort seines längsten Schaffens eine Kunstausstellung, 60 Jahre nach seinem Ableben, vorzubereiten. Am Dienstagabend, den 1. ­April, versammelten sich über 140 Gäste zur Vernissage im Ratssaal. Mit ihrer beeindruckenden Retrospektive lenkte Dr. Stefanie Schulte-Hinsken den Blick auf ein Lebenswerk mit der Kunst von Pater Walther. Federzeichnungen, Gemälde, Portraits mit Pastellkreide, Bleistift, Aquarell- und Ölfarbe kreiert, berühren beim Betrachten auf ihre Art. Von einer Studienreise brachte er mehrere Ansichten mit, die Teil der Ausstellung sind. Neben dem malerischen Talent existieren Werke als Restaurator, Genealoge, Heraldiker. Einige Familien sind heute noch stolz auf große Stammbäume in ihren Häusern, die Pater Walther geschaffen hat. 1962 erhielt er für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. 80 Exponate sind bis zum 22. Juni im Kunsthaus Dr. Koch und im angrenzenden Heimathaus zu sehen. Sie können freitags von 14.30-18 Uhr, samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 11-18 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.