Synagogenordnungen, wie hier aus Rietberg-Neuenkirchen, gehören zu den wichtigsten Quellen zum jüdischen Gemeindeleben im Kreisarchiv. (Foto: Kreis Gütersloh)
Gütersloh. Sieben Synagogen gab es im Jahr 1900 im heutigen Kreisgebiet, heute steht keine einzige mehr. Mit gleich zwei Online-Projekten erinnert der Kreis Gütersloh seit dem vergangenen Holocaust-Gedenktag an die früheren jüdischen Gotteshäuser. Auf den Seiten des Kreisarchivs findet sich die digitale Ausstellung ‚Zerstört, Vergessen, Erinnert‘ und im Geoinformationssystem lädt die Karte des Monats zur Spurensuche ein.
Die Idee entstand im vergangenen Herbst, als das Kreisarchiv für die Social Media-Redaktion des Kreises eine Themenserie über die ehemaligen Synagogen zusammenstellte, die im November auf Facebook und Instagram präsentiert wurde. „Dabei sind wir auf so viele spannende Geschichten und offene Frage gestoßen, dass wir das Thema unbedingt weiterverfolgen wollten“, so Kreisarchivar Ralf Othengrafen. Gemeinsam mit dem Archivpädagogen Dr. Franz Jungbluth recherchierte er zusätzliches Material aus Stadtarchiven und Heimatvereinen, unter anderem zur Geschichte der Thora-Rollen aus der Rhedaer Synagoge. Diese wurden von zwei jüdischen Gemeindegliedern vor der Brandstiftung bewahrt und gelangten mit ihren Retterinnen in die USA und nach Argentinien, wo sie heute noch genutzt oder ausgestellt werden.
Die Dokumente und Bilder sind jetzt in einer digitalen Ausstellung zu sehen, der mittlerweile neunten, die das Kreisarchiv in Kooperation mit der deutschen digitalen Bibliothek auf deren Seiten zur Verfügung stellt. Als das Archiv auf dem kurzen Dienstweg beim Geodatenservice des Kreises wegen der Nutzung von Kartenmaterial anfragte, entstand schnell die Idee einer inhaltlichen Kooperation. Daraus wurde eine eigene ‚Storymap‘, auf der sich die heutigen Standorte der ehemaligen Synagogen heranzoomen und Bilder der historischen Gebäude sowie der heutigen Gedenksteine abrufen lassen. Als Karte des Monats steht diese nun im Geoportal zur Verfügung. Wie die Ausstellung des Kreisarchivs wird auch die Storymap langfristig verfügbar sein und die zerstörten oder aufgegebenen jüdischen Gotteshäuser wenigstens virtuell vor dem Vergessen bewahren.
Die digitale Ausstellung ist unter https://www.kreis-guetersloh.de/unser-kreis/kreisarchiv/ausstellungen/ abrufbar, die Storymap unter https://geoportal.kreis-guetersloh.de/