Amüsant und hintersinnig

kfd-Frauen beweisen Talente als Schauspielerinnen bei „Ballonfahrt“ und „niggen Büx“

kfd-Theater 'Ballonfahrt'. Foto: Ronald Pfaff

Mit einer nicht konmplikationsfreien Ballonfahrt wartete die kfd-Theatergruppe im Kolpinghaus  auf. (Foto. RSA/Pfaff)

 

Neuenkirchen (rdp). Ob es die hintersinnige „Ballonfahrt“ mit glücklichem Ausgang oder „niggen Büx“ in Plattdeutsch war – die kfd Theatergruppe aus Neuenkirchen erntete in vier ausverkauften Vorstellungen – zu je zweimal rund 45 Minuten –  im Kolpinghaus am ersten November Wochenende den verdienten und langanhaltenden Applaus.

Laientheater in Neuenkirchen hat Tradition seit bestimmt sieben Jahrzehnten. Die kfd-Frauen setzten die Anfänge des Kolpingvereins fort und überraschen seitdem immer wieder mit spannenden und lustigen Inszenierungen. Für die beiden aktuellen Aufführungen standen die Schauspielerinnen seit Sommer in der Vorbereitung. Erst wurden die Stücke ausgesucht, dann die Rollen verteilt und die Texte gelernt. Im Team ist auch das Lampenfieber gar nicht mehr so groß – dafür aber die Vorfreude auf der Bühne zu stehen.

Die passenden „Klamotten“ für die Aufführung stammen aus dem eigenen Fundus oder je nach Theaterstück helfen auch Erbstücke der Großeltern aus. Eine eigene Maskenbildnerin sorgte vor der Vorstellung für das richtige Erscheinungsbild. Und wenn es im Sprechtext doch mal eine Gedankenpause geben sollte, halfen die Souffleusen professionell aus, den Faden beinah unbemerkt wieder zu finden.

Für die hochdeutsche Version war es bei der kfd nicht schwer passende Darstellerinnen zu finden. Nur beim Plattdeutschen ist die Suche nicht so leicht. Dabei gibt gerade der westfälische Dialekt dem „niggen Büx“ den besonderen Pfiff. In den nächsten Jahren könnte sich ein Nachwuchsproblem ergeben.

Beide Inszenierungen hatten nicht nur ihre amüsanten Seiten, sondern schauten auch mit Augenzwinkern auf Generationsprobleme, Vorurteile und auf die Frage „Was ist Kultur?“.

Der Einakter „Ballonfahrt“ war ein Paradebeispiel für Missverständnisse und

altersbedingten unterschiedlichen Denkweisen. Es drehte sich um Mutter Gisela (Gisela Mensink), die die Fahrt von ihrem verstorbenen Mann geschenkt bekommen hatte. Begleitet von Sohn Jens (Helga van Pels) treffen die beiden auf Kalle (Brigitte Kammertöns) und Denise (Claudia Richter). Dieses Zusammentreffen löst wenig Begeisterung aus. Der weitere Verlauf der Ballontour, gesteuert von Pilotin Steffi (Nicole Figgemeier), ist nicht berechenbar. Warum sollte ausgerechnete die älteste Mitreisende im Verbund mit der jüngsten das Problem lösen und den Ballon vor dem Absturz retten. Zudem waren es auch die Frauen (in den Rollen der Frauen), die die wahre Stärke zeigen. Souffleuse war Gabi Watermeier.

Im zweiten Stück fühlte man sich gut ans das klassische „Ohnsorg-Theater“ erinnert – nur eben auf westfälisch. Das cholerische Dorfoberhaupt erwartet hohen Besuch zur Einweihung des Bürgerhauses. Da will er gepflegt im schwarzen Anzug auftreten. Allerdings hat dieser einige Schönheitsfehler und der Bürgermeister braucht unbedingt was Neues anzuziehen. Heike Vollmer hatte die Rolle übernommen und war im Duett mit Ehefrau Hedwig (Marlies Schlüter) ein in die Jahre gekommenes Ehepaar. Begleitet von den flotten Sprüchen von Oma Schultes (Sabine Wiesbrock) entwickelte sich das Lustspiel zu einer Charakterstudie. Auch der Stadtrat Bert Zahn, gespielt von Monika Frenz, hat so seine Eigenheiten. Wie am Ende der Auftritt von Regierungsrat Reisch, Margret Kerkströer, dann zu einem Happy End für die Tochter des Hauses, Elisabeth Hanschmidt, führte, zeigte ebenfalls ein Einakter. Der junge Postbote Klaus, Regina Ellefredt-Thol, hatte zudem ein Auge auf Bürgermeisters Tochter geworfen hat. Die Souffleuse war Marlene Steinkemper.

Fotos in der Galerie: Ronald Pfaff und Friedel Pauleickhoff