Gerichtsverwertbare Dokumentation nach Sexualstraftat

Fachtagung Anonyme Spurensicherung im Kreishaus Gütersloh

Simone Bindig (Psychotherapeutin) referierte im Kreishaus Gütersloh zu Traumatisierung durch sexualisierte Gewalt.

Simone Bindig (Psychotherapeutin) referierte im Kreishaus Gütersloh zu Traumatisierung durch sexualisierte Gewalt. (Foto: Kreis Gütersloh)

 

Gütersloh. Anfang Oktober fand im Kreishaus Gütersloh eine Fachtagung über das Angebot zur anonymen Spurensicherung nach einer Sexualstraftat statt. Im Fokus standen die Folgen sexualisierter Gewalt für Betroffene und die Bedeutung einer rechtssicheren Spurensicherung. Simone Bindig, psychologische Psychotherapeutin, verdeutlichte in ihrem Vortrag die tiefgreifenden psychischen Traumatisierungen, die mit solchen Gewalterfahrungen einhergehen. Der Titel der Veranstaltung „Das große Schweigen“ wurde gewählt, um die Scham und Ohnmacht der Betroffenen eindrücklich zu beschreiben. Die Veranstaltung bot Angehörigen des Gesundheitswesens sowie Ermittlungsbehörden die Möglichkeit, sich über die langfristigen Folgen von sexualisierter Gewalt zu informieren und die Notwendigkeit einer rechtssicheren Spurensicherung zu diskutieren.

Seit rund sieben Jahren gibt es im Kreis Gütersloh das Kooperationsnetzwerk „Anonyme Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt“ (ASS), das vom Runden Tisch gegen häusliche Gewalt ins Leben gerufen wurde. Zum Netzwerk gehören unter anderem das Klinikum Gütersloh, das St. Elisabeth-Hospital Gütersloh, die Kreispolizeibehörde und die Gleichstellungsstelle des Kreises sowie das Institut für Rechtsmedizin in Münster und der Weiße Ring.

Angela Wüllner, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Gütersloh, hob hervor, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt sich oft hilflos und ohnmächtig fühlen. Entscheidungen über eine Anzeige zu treffen, ist in einer solchen Extremsituation schwierig. Die Anonyme Spurensicherung bietet die Möglichkeit, gerichtsverwertbare Beweise langfristig zu sichern – ohne sofort eine Anzeige erstatten zu müssen. Dies ermöglicht es, Spuren bis zu zehn Jahre lang unter einem Chiffre-Code aufzubewahren.

Gerichtsmedizinerin Dr. Stefanie Schlepper betonte in ihrem Vortrag die große Bedeutung der Beweislage in Gerichtsverfahren. Oft seien Beweise schwer zu erbringen, doch durch die anonyme Spurensicherung könne die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, Täter erfolgreich zu überführen.
Das Kooperationsnetzwerk ASS setzt damit einen wichtigen Schritt im Kampf gegen sexualisierte Gewalt und bietet Betroffenen die Chance, unabhängig von einer direkten Anzeige gerichtsverwertbare Spuren zu sichern und so mögliche Täter zur Rechenschaft zu ziehen.