Im Kleinod des Klosters auch ein Ort der Begegnung

Schwester Felicitas leitet den Buchhandel mit großer Leidenschaft: „Bete, arbeite und lies“

Schwester Felicitas präsentiert einen Teil der großen Auswahl an Kinderbüchern im Buchhandel KlosterVarensell1. Foto: RSA/

Varensell (rdp). Das Kloster – Abtei der Benediktinerinnen – ist seit 1902 ein fester Glaubensort in Varensell und der Mittelpunkt des Ortes mit rund 3200 Bewohnern. Ein Kleinod, das mit einer Buch- und Kunsthandlung nicht nur ein reiches Angebot an Literatur und Ausdrucksformen des Glaubens bietet, sondern auch ein Ort der Begegnung sein möchte – ganz im Sinne der Gastfreundschaft der benediktinischen Klöster und der 26 Ordensschwestern vor Ort.

„Die Buchhandlung ist auch ein niederschwelliges Angebot für Menschen, die sich ans Kloster heranwagen, einen ersten Kontakt suchen oder vielleicht ein Gebetsanliegen haben“, konnte Schwester Felicitas Schlombs OSB als Leiterin der Buchhandlung gute Erfahrungen machen. Nicht umsonst liegt das Gästehaus für Besuchende nebenan, in dem nicht nur christliche Frauen und Männer aller Konfessionen, sondern auch viele Suchende, die mit Kirche und Glauben nichts oder nichts mehr zu tun haben, zu Gast sind. „Sie suchen nach Sinn und persönlicher Orientierung oder wollen einfach ein paar Tage zur Ruhe kommen.“

Schwester Felicitas führt seit Januar 2016 die Buchhandlung, die von Sr. Gertrud Kassenberg OSB ab 1977 aufgebaut und 40 Jahre geleitet wurde. Dabei war der Weg von Sr. Felicitas ins Kloster nicht vorgezeichnet. Sie trat 1989 in die Abtei ein und arbeitete zuvor als Bibliothekarin in der Stadtbibliothek in Rheda-Wiedenbrück. „Der Beruf war nicht alles für mich, sondern ich war noch auf der Suche, um meinen Glauben zu vertiefen“, erlebte Sr. Felicitas viele Stationen. Im Kloster Gerleve lernte sie den gregorianischen Gesang schätzen, in Salzburg hat sie das Klosterleben für sich entdeckt. Dann folgte der erste Kontakt zum Kloster Varensell als Gast. „Es hat dann noch sieben Jahre gedauert, bis ich so weit war“, erinnert sich Sr. Felicitas: „Und jetzt bin ich 34 Jahre hier.“ Bereut hat sie den Schritt nie: „Wir sind eine Gemeinschaft, die wach die Zeichen der Zeit in Kirche und Welt wahrnimmt und miteinander gute Wege in die Zukunft sucht.

„Ora et labora“, so wird das Lebensprogramm der benediktinischen Gemeinschaften zusammengefasst. Sr. Felicitas würde es gern ergänzen: „Bete und arbeite und lies!“ Denn sich lesend intensiv mit dem Wort Gottes zu beschäftigen, gehöre von Anfang an zum Tagesablauf der Mönche und Nonnen, wie er in ihrer Lebensregel vom heiligen Benedikt festgelegt sei. Darüber hinaus habe auch heute ein gutes Buch nichts von der Faszination des Lesens verloren.

Die Buchhandlung wird mit ihrem besonderen Angebot von Büchern, Kunstgegenständen, Klosterprodukten und vielem mehr im Umkreis gut angenommen, und vor allem von den Hausgästen sehr geschätzt. Bei christlichen Festen wie Erstkommunion Taufe, Firmung und Hochzeit, ist die Nachfrage groß. „Wir leben von der Mundpropaganda und verzichten bewusst auf einen Auftritt bei Social Media“, erklärt Sr. Felicitas. An der bundesweiten Aktion „Kulturpass“ beteiligt sich die Buchhandlung aber. Hier sollen Jugendliche mit der Kultur stärker in Kontakt kommen. Alle 18jährigen bekommen vom Staat ein Guthaben von 100 Euro geschenkt, das sie für Kultur, u.a. Bücher ausgeben können.

In der Klosterbuchhandlung stehen Bücher zu Glaubens- und Lebensfragen besonders im Fokus, aber auch religiöse Bücher von unterschiedlichen Bibeln bis Gotteslob oder Kinderbüchern. Auch religiöse Karten zu verschiedenen Anlässen stehen hoch im Kurs. „Leute reisen dazu sogar von weiter an, weil sie hier ein Angebot finden, was es in ihrer näheren Umgebung so wohl nicht gibt“, freut sich Sr. Felicitas.

Für die Schwestern haben Bücher große Bedeutung. Die Mahlzeiten nehmen sie gemeinsam im Schweigen ein und abends wird dabei aus einem Buch vorgelesen, die „Tischlesung“. Aktuell lesen sie „Die Wunde von Ausschwitz berühren“ von Manfred Deselaers, einem Priester, der seit 40 Jahren in Ausschwitz lebt. Das Buch mache deutlich, dass Erinnerung für die Gegenwart wichtig sei. Die Friedensarbeit stehe im Vordergrund mit dem Hinweis, dass man immer wachsam bleiben müsse. „Originell und aus einem interessanten Blickwinkel“, empfiehlt Sr. Felicitas auch das Buch: „Mut ist Kaffeetrinken mit der Angst -40-mal anfangen“ von Susanne Niemeyer.