Im LWL-Museum für Kunst und Kultur wird es mit der für 2026 geplanten Sonderausstellung tierisch.
Foto: LWL/Ahlbrand-Dornseif
Westfalen-Lippe (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe plant für die kommenden Jahre zahlreiche große Sonderausstellungen in seinen Museen. Am Mittwoch (19.6.) stellte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger im LWL-Kulturausschuss in Münster eine Übersicht der Ausstellungen von 2026 bis 2030 vor: „Unsere hochkarätigen Ausstellungen, die aktuelle und gesellschaftsrelevante Themen behandeln, führen zu stetig steigenden Besuchszahlen in unseren Museen. Das ist für uns der Ansporn, weiterhin unserem Bildungsauftrag durch hochwertige Ausstellungen und kulturelle Erlebnisse gerecht zu werden.“ Neben den vorgestellten Sonderausstellungen seien zudem viele kleinere Ausstellungen geplant.
LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund
Interface – Menschen und Maschinen (ab März 2029)
Seit jeher arbeiten auf der Zeche Zollern in Dortmund Mensch und Maschine Hand in Hand. Eine für März 2029 geplante Sonderausstellung wird genau diese Schnittstelle beleuchten. Dabei soll der Blick nicht allein auf die Vergangenheit, sondern insbesondere auf die Gegenwart und Zukunft gerichtet werden. „Interface“ (Arbeitstitel) bedeutet in den Industriemuseen und in unserer Gesellschaft längst mehr als Schalter und Hebel: Digitalisierung und KI haben Einzug in den Alltag gehalten. In welcher Form und mit welchen Auswirkungen, soll die Ausstellung beleuchten. Interaktive Elemente werden die Besuchenden zum Experimentieren einladen, sodass sie die Schnittstellen selbst erfahren können.
LWL-Freilichtmuseum Hagen
Natural Power Windenergie und Wasserkraft (ab März 2028)
Trockene Sommer, Hitze, Hochwasser – auch das Freilichtmuseum Hagen hat mit den Konsequenzen des Klimawandels zu kämpfen. Ab Mai 2028 zeigt es daher unter dem Titel „Naturgewalten“, wie sich der Klimawandel auf dem Museumsgelände bemerkbar macht und welche historischen Ursachen es für ihn gibt. Dabei wird auch die Geschichte der Energiegewinnung und -erzeugung beleuchtet. Darüber hinaus richtet die Ausstellung den Blick in die Zukunft und hinterfragt unter anderem, wie eine klimaresiliente Gesellschaft aussehen könnte und welche Rolle KI bei der Entwicklung lebenswerter Städte unter den Bedingungen des Klimawandels spielen kann.
LWL-Freilichtmuseum Detmold
„Wie läuft’s? – Mobilität gestern, heute und morgen“ (ab Oktober 2027)
Freilichtmuseum Detmold widmet sich ab Oktober 2027 in einer Sonderausstellung der Mobilität – ein Thema, zu dem jede:r in seinem Alltag einen Bezug hat. Unter der Fragestellung „Wie läuft’s? – Mobilität gestern, heute und morgen“ wirft die Ausstellung einen Blick auf Infrastrukturen, Antriebe (wie beispielsweise Fahrzeugtypen und Individualverkehr), den Körper, Medien und Territorien. Dabei wird jeweils sowohl die historische als auch die globale Dimension betrachtet. Die zweite große Sonderausstellung im Eingangs- und Ausstellungsgebäude des LWL-Freilichtmuseum Detmold fokussiert somit ein Thema, das von besonderer gesellschaftlicher Relevanz ist.
LWL-Museum für Naturkunde in Münster
Westfälisches Kartenhaus: Vielfalt an Lebensräumen – Vielfalt an Arten (ab Oktober 2026)
Das LWL-Museum für Naturkunde will sich ab Oktober 2026 mit der Biodiversität beschäftigen: Vielfalt an Lebensräumen, Vielfalt an Arten – unter diesem Motto sollen Museumsbesuchende erleben, dass Biodiversität alle angeht. Von den Hochheiden und den Schluchtwäldern im Sauerland bis hin zu den Mooren und Heiden des Münsterlandes gibt es eine reichhaltige Artenvielfalt, die nicht nur die Gemüter erfreut, sondern auch extrem wichtig ist, heißt es in der Vorlage. Gleichzeitig soll aber auch die Bedrohung dieser Vielfalt durch den Wandel der Zeit erfahrbar werden. Geplant ist eine interaktive sowie inklusive Familienausstellung.
Musik (ab Juni 2027)
Ob Paarungsrufe, Warnrufe oder Rufe zur Reviermarkierung: Die Natur ist voll von Geräuschen und Klängen. Dieser „Musik“ (Arbeitstitel) will sich das LWL-Museum für Naturkunde ab Juni 2027 widmen. Die Bioakustik ist ein einzelnes Forschungsfeld, das dabei hilft, die akustische Welt der Tiere besser zu verstehen. Welche Bedeutung hat die Akustik für das Leben und die Kommunikation? Antworten auf diese Frage soll die Ausstellung auch durch zahlreiche Mitmachaktionen geben.
LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster
Tiere (ab Oktober 2026)
Ab Oktober 2026 wird es auch im LWL-Museum für Kunst und Kultur tierisch zugehen. Tiere sind genauso selbstverständlich Teil unseres Alltags, wie sie schon seit der Antike Gegenstand der Kunst gewesen sind. Im Fokus der Ausstellung soll das Verhältnis zwischen Mensch und Tier stehen: Tiere als Nahrungsgrundlage des Menschen und deren Rechtfertigung zur Tötung. Fantasiekreaturen wie Kentaur oder Sphinx, die zu furchterregenden Gegenspielern der Menschen werden oder etwa das Einhorn als Inbegriff der Reinheit und Unschuld. In Meisterwerken der frühen Neuzeit wurden die Tiere darüber hinaus zum Gegenstand der Wissenschaft und ihre Formen genauestens studiert. Schließlich sollen auch exotische Tiere ihren Platz in der Ausstellung finden. Sie wurden seit dem Mittelalter in Fürstenhäusern als Prestigeobjekte gehalten und nicht selten malerisch verewigt. Als multimediale Schau, die Gemälde aber auch Arbeiten auf Papier sowie Skulpturen, Fotografien, Design, Mode, interaktive Medieninstallationen und naturwissenschaftliche Objekte präsentiert, wird die Ausstellung aber auch die unmittelbaren Folgen thematisieren, die das Eingreifen des Menschen in die Natur hat.
Licht. Light. Lumiere. (ab Oktober 2028)
Vom künstlerisches Gestaltungsmittel und Thema der Kunst bis hin zur Gattung der Lichtkunst – das Licht spielt in der bildenden Kunst seit dem 16. Jahrhundert eine tragende Rolle. Welche genau, wird die Ausstellung des LWL-Museums für Kunst und Kultur ab Oktober 2028 zeigen. Bedeutende Kunstwerke von Otto Piene, Pierre Soulages oder Lothar Baumgarten werden in den Dialog treten zu Kunstwerken von Olafur Elliasson, Jenny Holzer oder Bruce Nauman. Erweitert werden soll die Ausstellung durch Lichtperformances sowie Tanztheater und Musik-Konzerte, die sich ebenfalls dem Thema „Licht“ widmen.
Edvard Munch und Louise Bourgeois (ab November 2029)
Ab November 2029 werden erstmalig die Werke von Edvard Munch und Louise Bourgeois gegenübergestellt. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert die hoch emotionalen und extrem persönlichen Werke dieser beiden Künstler:innen und zeigt auf, wie Erinnerungen und traumatische Erfahrungen ihrer Kindheit das Leben und Werk der beiden beeinflusst haben. Edvard Munch, der als einer der grundlegenden Frauenfeinde der modernen Kunst gilt, schuf durch seine Offenlegung von Schmerz und ungelösten Traumata einen Raum, den die französische Künstlerin Louise Bourgeois für sich nutzte. Sie setzt sich mit Fragen der Sexualität und des Körpers auseinander. Sowohl Munch als auch Bourgeois arbeiteten in unterschiedlichsten Techniken, die allesamt in der Ausstellung gezeigt werden sollen.
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim (Kreis Paderborn)
Orden und Geheimbünde (ab Mai 2028)
Ordensgemeinschaften und Geheimbünde haben seit der Antike Kulturen, Religionen und soziale sowie wirtschaftliche Verhältnisse auf der ganzen Welt geprägt. Sie waren Motoren der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung ganzer Regionen. Noch heute sind echte oder vermeintliche Geheimbünde Zielscheibe von Fake News oder Verschwörungstheorien. Die Ausstellung über „Orden und Geheimbünde“ (Arbeitstitel) im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur will ab Mai 2028 nach der historischen und aktuellen Bedeutung von Orden und Geheimgesellschaften fragen und Gründe für den Aufstieg und Verfall dieser exklusiven Gemeinschaften aufspüren. Gleichzeitig soll die Ausstellung der Stiftung Kloster Dalheim vermitteln, warum von diesen Orden und Geheimbünden eine solche Anziehungs- und Faszinationskraft ausgeht.
Freundschaft (ab Mai 2030)
„Ein Freund ein guter Freund “ – was Werner Richard Heymann und Robert Gilbert einst sangen, will sich das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur ab Mai 2030 zum Thema machen. Die Ausstellung „Freundschaft“ (Arbeitstitel) der Stiftung Kloster Dalheim wird die historische und aktuelle Bedeutung von Freundschaft beleuchten. Dabei soll es nicht nur um Freundschaften zwischen Ordensleuten wie Franz und Klara von Assisi gehen, sondern unter anderem auch um Freundschaften in der Literatur, in der Politik oder in den sozialen Medien. Als Familienausstellung will sie eine Geschichte der Freundschaft erzählen, die alle angeht.
LWL-Preußenmuseum in Minden
Verstehe nur Bahnhof! Verkehr und Kommunikation in Preußen (ab März 2029)
Obwohl die Verkehrswege in Preußen im 18. Jahrhundert als legendär schlecht galten, entwickelte sich der Staat binnen weniger Jahrzehnte zu einer echten Konkurrenz auf dem Gebiet des Verkehrs. Das LWL-Preußenmuseum in Minden wird sich ab März 2029 dieser Entwicklung widmen und unter anderem hinterfragen, wer die entsprechenden Impulse dazu gab, ob die Errungenschaften tatsächlich originär preußisch waren und wie sich parallel dazu das Kommunikationswesen in Preußen entwickelte. Chausseebau, Kanalbauprojekte und Schiffshebewerke stehen demnach genauso im Mittelpunkt der Ausstellung wie Postkutschen, Telegrafie und das Rohrpostsystem.
LWL-Museum für Archäologie und Kultur (Herne)
Form Follows Function!? Eine lange Geschichte des Designs (ab September 2029)
Vorindustrielle Zeiten werden gemeinhin nicht mit Design in Verbindung gebracht. Jedoch ist der Mensch ein gestaltendes Wesen, das schon lange vor der Konsumware Objekte über den Zweck hinaus verfeinert hat. Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur widmet sich in einer Sonderausstellung ab September 2029 dem ästhetischen Wert der Dinge von den Anfängen in der Altsteinzeit bis heute. In diesem Zusammenhang werden auch Objekte aus der LWL-Archäologie für Westfalen noch einmal neu betrachtet und kontextualisiert. Die Ausstellung wird sich mit der These auseinandersetzen, dass Design eine grundsätzliche Kompetenz menschlichen Handelns und Schaffens und der Mensch an sich somit ein Designer ist. Mit dieser Sonderausstellung wird das LWL-Museum für Archäologie und Kultur als erstes Museum den Versuch unternehmen, den menschlichen Gestaltungswillen in einem weiten geschichtlichen Bogen darzustellen.