Rietberg (rdp). „Die Gefahr ist abstrakt hoch und wir nehmen sie ernst, damit aus abstrakt nicht konkret wird“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei einem Besuch des „International Police Cooperation Center“ (IPCC) in Neuss, in dem bei der Fußball-Europameisterschaft alle Drähte für die Sicherheit der Spiele zusammenlaufen. Die Behörden sind soweit es geht präventiv auf der Hut. Und wenn doch ein Szenario eintrifft, was alle verhindern möchten?
Dann hat das Land Nordrhein-Westfalen ein Konzept aufgestellt, bei dem Rettungsdienste, Hilfsdienste und Notärzte aus allen Kreisen einbezogen werden. Ausrichterstädte, die UEFA sowie die Arbeitsgemeinschaft der Leitenden der Berufsfeuerwehren (AGBF) und der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) haben Planungsziele erarbeitet. „Die Planungen sind zum Glück sehr früh angelaufen. Da muss man die Bezirksregierung in Detmold, die die Koordination für die fünf Kreise und die kreisfreie Stadt Bielefeld übernimmt, auch loben“, bestätigt Jürgen Theis, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz beim Kreis Gütersloh, zu dessen Aufgabenbereichen Brand- und Katastrophenschutz, der Notarztdienst, der Rettungsdienst sowie die Kreisleitstelle gehören.
„Es wird eine enorme Herausforderung – gerade in der Urlaubszeit. Denn auch die Rettungsdienste vor Ort müssen laufen, wenn Einsatzkräfte für die EM eingeplant sind“, sagt Jürgen Theis weiter: „Die Kreise unterstützen sich aber in Absprache mit Personal und Einsatzmitteln in dieser Zeit.“ Auch Terminwünsche wurden berücksichtigt: So zum Beispiel das Tennisturnier TERRA WORTMANN OPEN in Halle, wo ebenfalls Einsatzkräfte eingeplant werden müssen.
„Der RP in Detmold steuert gut, wir sind im engen Austausch und stets eingebunden“, ergänzt Christian Bremehr, Sachbearbeiter im Brand- und Katastrophenschutz beim Kreis, mit seinen Erkenntnissen aus dem operativen Bereich. Zu den Aufgaben des Rettungsdienstes bei der EM gehören der Grundschutz an den Spielstätten und in der Ausrichterstadt, die Bereitschaft nach Anschlägen auf Personengruppen mit dem Einsatz unbekannter Substanzen oder gar Mehrfachanschläge. Dazu wurde das sogenannte „Schalen-Konzept“ entwickelt: Rettungsdienst vor Ort, Anforderung und Bereitschaft.
An fünf Spieltagen sind die Rettungskräfte aus dem Kreis Gütersloh gefragt. Sammelpunkte sind entweder an der Kreisfeuerwehrschule in St. Vit oder bei größeren Verbänden in Versmold und Rheda-Wiedenbrück. „Unsere Lagerplätze sind aus taktischen Gründen jeweils außerhalb der Stadien“, so Bremehr, der beim Halbfinale am 10. Juli in Dortmund auch organisatorischer Leiter sein wird. Bis auf Notärzte und Notfallsanitäter werden alle ehrenamtlichen Kräfte vom Malteser Hilfsdienst, Arbeiter Samariterbund und Deutsches Rotes Kreuz gestellt: „Alle auch auf freiwilliger Basis. Dann beginnt der Arbeitstag mit dem Treff gegen 14 Uhr, um drei Stunden vor Spielbeginn vor Ort zu sein und zwei Stunden nach Abpfiff wieder in die Heimat zurückzukehren.“
Die Einsätze der Rettungsdienste aus dem Kreis Gütersloh: jeweils 2 Patiententranssportzüge (PTZ) mit 9 Fahrzeugen und 22 Einsatzkräften bei den Spielen am 15. Juni in Dortmund (Italien – Albanien) und am 30. Juni in Gelsenkirchen (Achtelfinale). Zwei Behandlungsplätze (BHP) mit 25 Fahrzeugen und 120 Einsatzkräften zur Behandlung von 50 Personen pro Stunde am 26. Juni in Dortmund (Frankreich – Polen) und am 10. Juli beim Halbfinale in Dortmund. Ein ABC-Zug mit 5 Fahrzeugen und 22 Leuten am 16. Juni in Gelsenkirchen (Serbien – England).
Konkret aus Rietberg sind bei den Einsätzen beteiligt: Feuerwehr Rietberg beim BHP als Logistik und Unterstützung, 6 Einsatzkräfte mit einem Mannschaftsfahrzeug (MTF). Malteser Hilfsdienst beim PTZ mit 2 Kräften und einem Rettungswagen (RTW), beim BHP mit zwei Kräften als Unterstützung. Das DRK Rietberg beim BHP mit 17 Einsatzkräften und 4 Fahrzeugen.
„Wir hoffen auf friedliche und schöne Spiele, die ohne Katastrophen über die Bühne gehen. Natürlich setze ich auch auf eine erfolgreiche deutsche Mannschaft“, freut sich Jürgen Theis auf die EM, der als Fußballfan die Daumen für den SC Paderborn und Bayern München drückt. Während sich Kollege Christian Bremehr als BVB-Fan in Dortmund wohlfühlen wird.