„Ella“ ist eine ganz besondere Herzenssache

Stefanie Panreck aus Rietberg zählt zu den 16 ausgewählten Pferdetrainerinnen für das Mustang Makeover

Rietberg (rdp). Vom späten Wintereinbruch am vorletzten Sonntag im April ließ sich Stefanie Panreck nicht abschrecken, mit zwei Freundinnen zum Frankfurter Flughafen zu fahren. Denn spätestens dort spürte sie Sonnenschein im Herzen, als sie die 13-jährige Mustang-Stute mit der ID-Nummer 7893 in Empfang nehmen konnte. Ein Wildpferd, das einen Tag zuvor – nebst weiteren 15 Mustangs – in der Main-Metropole angekommen war.

Die 35-jährige Rietbergerin zählt zu den 16 ausgewählten Pferdetrainerinnen in Deutschland, die an der „Mustang Makeover Challenge“ teilnehmen. Ihre Aufgabe: die Pferde an das Leben in Menschenhand pferdegerecht zu gewöhnen und sie somit auf ein gutes Zuhause vorzubereiten. „Ich freue mich, das erste Mal als Trainerin beim Mustang Makeover dabei sein zu dürfen und meine Erfahrungen aus dem Training mit den polnischen Koniks mit in das ‚Abenteuer Mustang‘ zu nehmen und eine spannende Reise mit ihr zu erleben“, ist Stefanie Panreck begeistert, diese Chance aus hunderten von Bewerbern bekommen zu haben.

 

Annäherung in der ersten Woche: Stefanie Panreck mit „Ella“ – dem Mustang aus den USA. (Fotos: RSA/Pfaff)

 

Seit 2018 arbeitet die Rietbergerin als selbstständige Pferdetrainerin. Sie liegt Wert darauf, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd verfeinert wird. Grundausbildung und Korrekturen liegen ihr besonders am Herzen: „Pferde mit einer traumatischen Vergangenheit, denen ich mit viel Liebe, Geduld und Einfühlungsvermögen die Arbeit mit dem Menschen neu erkläre.“ Diese Erfahrung nutzt sie auch im Teamwork mit der braun-weißen Stute „7893“, die mittlerweile den Namen Equimero’s Wild Ella bekommen hat. „Die erste Woche mit Ella stand ganz im Zeichen der Kontaktaufnahme, um im Aufbau keine Rückschläge zu erleiden“, hat Stefanie Panreck mittlerweile das Vertrauen des Wildpferds gewonnen.

Den Flug aus Amerika hatte die Stute gut überstanden. Im Vorfeld waren die Pferde, die für den Flug nicht sediert wurden, gut auf die Reise vorbereitet worden. Auf dem etwas abseits gelegenen Reiterhof bei Rietberg wurde „Ella“ dann von den anderen Pferden von Stefanie Panreck freudig empfangen – zumindest aus dem vorerst sicheren Abstand der nächsten Weide. Vor allem die 13-jährige „Cara“ – Konik-Pony – habe sich bewährt, so die Trainerin, denn „Cara“ sei freundlich, für alles offen und wolle immer gefallen.

 

Stefanie Panreck mit ihrem Konik-Pony „Cara“. (Foto: RSA/Pfaff)

Aufmerksam und reserviert nimmt Wildpferd „Ella“ seine Umwelt und die Eindrücke in der neuen Heimat wahr. „Sie war nie aggressiv“, ist Stefanie Panreck in ihren Schützling mittlerweile verliebt. Zwischen beiden ist nach einigen Tagen schon ein Vertrauensverhältnis gewachsen. Den langen Führstrick, den die Wildpferde schon bei ihrer Reise am Halfter hatten und der beim Freilauf über den Boden gleitet, konnte die Rietbergerin Stück für Stück kürzen. Ein Zeichen, dass „Ella“ schon eine bestimmte Nähe zulässt.

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, amerikanische Mustangs aus den Auffangstationen in ein neues Zuhause nach Deutschland und Europa zu vermitteln. Jeder Mustang, der ein neues Zuhause findet, ist für uns ein großes Ziel. Wir können zwar nicht allen helfen, aber für einen Einzelnen können wir sein ganzes Leben verändern“, erklärt Silke Strussione, zusammen mit Michael Strussione  Gründerin von American Mustang Germany, dem Verein IG Mustang e.V. und dem Event Mustang Makeover.

Hintergrund für die Initiative sei die Tatsache, dass es in Amerika noch freilebende Wildpferde gäbe. Aber der Bestand sei bedroht. Überpopulation und die Einschränkung der natürlichen Lebensräume bedingten, dass ihr Nahrungsangebot immer knapper werde. Den etwa 83.000 Mustangs und Eseln, die in den USA in freier Wildbahn leben, stehen heute etwa 62.000 eingefangene Equiden in Auffangstationen gegenüber.

Den Schutz und Erhalt der Mustang-Population sichert seit den 70er Jahren das Bureau of Land Management (BLM), eine US-Behörde. In jährlichen Round-ups fängt das BLM Mustangs ein und bringt sie in Auffangstationen, um so sicherzustellen, dass die Herden nicht zu groß werden. Die Mustang Heritage Foundation (gemeinnützige Organisation) veranstaltet seit vielen Jahren das „Extreme MUSTANG MAKEOVER“, um auf die Situation der Pferde aufmerksam zu machen und dadurch die Zahl der Adoptionen zu erhöhen.

Bis zur Challenge, die am 31.8. und 1.9. auf dem Gelände des CHIO in Aachen stattfindet, muss die Rietbergerin Stefanie Panreck ihre „Ella“ auf drei Aufgaben vorbereiten: Trail: Hier wird die Gelassenheit der Pferde und das Vertrauen in Alltagssituationen beurteilt. Horsemanship/Dressur: Hier werden die Pferde unter dem Sattel oder an der Hand in allen drei Grundgangarten vorgestellt. Finalshow Mustang Magic: Die Teams haben die Möglichkeit in einer selbstgestalteten Freestyle Show sich und ihren Mustang zu präsentieren.