Mit 492 km/h ins Guinness-Buch der Rekorde

Varenseller Bruno Stükerjürgen fliegt mit selbstgebautem Speedjet zum neuen Weltrekord

 

Varensell. Einmal im Guinness-Buch der Rekorde zu stehen ist für viele Menschen ein Traum – Bruno Stükerjürgen hat es tatsächlich geschafft.  Der Varenseller Unternehmer ist seit Jahrezehnten begeistert davon, sich neuen Herausforderungen zu stellen und mit seinem Ideenreichtum erfolgreich zu sein. Mit seiner großen und jahrelangen Leidenschaft für den Modellflugzeugbau hat es der Diplom-Ökonom mit dem schnellsten Modellflugzeug, dass mit einem batteriebetriebenen Elektro-Strahltriebwerk angetrieben wird, nun ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. 

Bruno Stükerjürgen erreichte mit dem selbstkonstruierten und gebauten Modell- Prototypen „Silentium“ eine Geschwindigkeit von 492,375 Kilometern pro Stunde, womit es das Schnellste seiner Art ist. „Es ist vergleichbar mit dem Triebwerk einer Passagiermaschine, nur das hier Strom die Energie liefert“, erklärt Bruno Stükerjürgen die Technik dahinter. Um die „Silentium“ auf Geschwindigkeit zu bringen, hat er ein handelsübliches Modellflugzeug-Triebwerk modifiziert und auch sonst noch jede Menge Stellschrauben gedreht. 

So ein Weltrekord ist natürlich nicht ohne jahrelange Arbeit und Erfahrung möglich. Bereits als Kind interessierte sich Bruno Stükerjürgen für den Modellflug. „Speedfliegen ist für mich die schönste und spannendste Nebensache der Welt“, erklärt der heute 67-Jährige, der bereits seit mehr als vier Dekaden mit seinen selbst konstruierten und gebauten Miniatur-Jets stets über Tempo 300 fliegt. Gut 20 Jahre lang nahm er auch an Wettbewerben teil und wurde dabei nicht nur zehn Mal Deutscher Meister, sondern auch einmal Europameister. Im Rahmen von Weltmeisterschaften errang der Varenseller mit seiner Mannschaft einmal eine Silber- und einmal eine Bronzemedaille und platzierte sich überdies als Fünfter beziehungsweise Sechster in der Einzelwertung. Bis heute steht sein deutscher Rekord im Pylonrennen aus dem Jahr 2015. 

Im gleichen Jahr indes zog der langjährige Geschäftsleiter der P. Stükerjürgen GmbH den Schlussstrich unter seine Wettkampf-Karriere und konzentrierte sich auf das Fliegen gegen die Zeit. Im Herbst 2018 stieg Bruno Stükerjürgen in seinen Modell-Maschinen zudem vom Verbrennungsmotor auf das E-Triebwerk  um, wodurch er 2019 mit seinem Speedjet bereits eine Geschwindigkeit von mehr als 400 Kilometern pro Stunde erreichte.

Doch Bruno Stükerjürgen wollte mehr. Um den Stand seines Fortschritts auf dem Weg zur nächsten Zielmarke – Tempo 500 – beständig nachvollziehen zu können, verbaut er in jedem seiner Prototypen eine Vielzahl an Sensoren und Technik. Sie liefern Messergebnisse für mehr als 70 verschiedene Werte – von der Geschwindigkeit in der Luft und der über Grund bis hin zu Regler- und Motordaten. Mit ihrer Hilfe veränderte der gelernte Handwerker mehrfach die Form der „Silentium“, um die Aerodynamik zu verbessern. „Nicht ein Teil von denen, die in und an meinem Weltrekord-Modell verbaut wurden, kann in dieser Form käuflich erworben werden. Bei allen handelt es sich um Sonderanfertigungen“, stellt Stükerjürgen heraus. Mehr als 3500 Stunden Entwicklungsarbeit hat der 67-Jährige in den Speedjet gesteckt. Allein der Materialwert des 3,87 Kilogramm schweren Nurflügelmodells beträgt 5000 Euro. Die „Silentium“ weist eine Flügelspannweite von 1400 Millimetern auf und besticht mit Flügel, Rumpf sowie Seitenleitwerk aus ebenso ultra­leichtem wie widerstandsfähigem carbonfaserverstärktem Kunststoff.

Angekommen an der Rampe wird der Speedjet mit einem Gummiseil herunterkatapultiert und beschleunigt danach in weniger als zwölf Sekunden auf 400 Kilometer pro Stunde. Noch einmal drei Sekunden vergehen, bis Tempo 500 erreicht werden. Dreimal ging der Varenseller mit seiner Innovation das Projekt Weltrekord an. Einmal verhinderte Dauerregen den Start, dann eine Windhose über dem Flugplatz, doch am 11. und 12. Juni war es endlich soweit. Im Rahmen einer Veranstaltung des Modellflugsportverbands Deutschland für FAI-Weltrekordversuche bekam der 67-Jährige die Chance, in Ballenstedt (Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt) mitzufliegen. Sein Freund und langjähriger Modellflug-Weggefährte Heinz Merschbrock sowie Tochter Helene Stükerjürgen und Till Ellefredt begleiteten ihn.

Mit seinem Weltrekord sieht der Varenseller das Ende der Tempo-Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Wenig verwunderlich ist da, dass sich die nächste Entwicklungsstufe seines Hochgeschwindigkeits-Modellflugzeugs bereits in der Pipeline befindet. Ziel: 550 km/h. Ob er irgendwann seinen eigenen Weltrekord noch einmal herausfordern möchte, lässt Bruno Stükerjürgen offen. Erst einmal freut er sich über seinen historischen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde: „60 Jahre Modellbau und Modellflug mit einem krönenden Abschluss; was kann es Schöneres geben“.