Rietberg (mad). Zu einem Protest gegen einen Spaziergang von Corona-Maßnahmen-Gegnern hatte die Rietberger Politikerriege aufgerufen. Dieser Einladung waren viele Bürger gefolgt, um gemeinsam eine Menschenkette um das historische Verwaltungsgebäude zu bilden. Mit Masken und mitgebrachten Schals, mit denen sie gleichzeitig Abstand hielten und die Menschenkette miteinander verbanden, demonstrierten sie einen stillen, aber nicht minder eindrücklichen Protest gegen die sogenannten „Spaziergänger“, die durch die Emsstadt liefen.
Rund 140 Menschen zählte die Polizei am Mittwochabend der vergangenen Woche. Dazu gesellten sich etwa 70 „Spaziergänger“, die sich bei ihrem Marsch durch die Stadt auf der gegenüberliegenden Straßenseite versammelt hatten und ruhig auf die Szenerie am Rathaus blickten. Die Polizei zeigte zwar Präsenz, aber die Stimmung war alles andere als aufgeladen. Trafen sich Corona-Maßnahmen-Gegner bislang für ihre „Spaziergänge“ im Kreis Gütersloh meist montags, hatten sie dieses Mal für einen Mittwoch aufgerufen, durch Rietberg zu gehen. Jedoch ohne vorherige Anmeldung. Sogleich folgte die Antwort der Parteispitzen aus dem Rietberger Rat: „Lasst uns eine Menschenkette rund um das historische Rathaus bilden“. Und die Leute kamen zur angemeldeten Demo, um symbolisch die durch die Politik verhängten Regeln zu unterstützen. Es waren so viele, dass sich nicht nur die Kette rund um das Verwaltungsgebäude zog, sondern auch das benachbarte Gotteshaus mit eingeschlossen wurde. Zu einer direkten Konfrontation der beiden Meinungs-Seiten kam es nicht. Bürgermeister Andreas Sunder ergriff nach einigen Minuten des stillen Protestes das Wort und dankte den Bürgern, die sich an dieser Aktion beteiligt hatten, um damit ein deutliches Zeichen für die Corona-Politik zu setzen. Noch während die Menschenkette aufgelöst wurde, setzten die Maßnahmen-Gegner ihren Gang durch Rietberg fort. Während ein Mann sehr kritische Sätze von sich gab und der Impfung sogar eine vergiftende Wirkung zuschrieb, gab es auch weitaus gemäßigtere Kritik: „Ich bin einfach nur dagegen, dass die Impfung zu einer Pflicht wird. Das soll jeder selber entscheiden dürfen“, meinte eine Frau. Eine andere kritisierte die Diskriminierung ungeimpfter Menschen. „Sie dürfen nicht am normalen Leben teilnehmen und werden mit Ausgrenzung schikaniert“, war da zu hören. Ein anderer Teilnehmer unterstrich: „Kritik an Corona-Regeln bedeutet nicht, dass man rechts ist“, beklagte er, dass „Spaziergänger“ oftmals die Zugehörigkeit zum rechten Lager unterstellt wird.
Eines wurde deutlich an diesem Abend: Die Meinungen sind verschieden und Pauschalisierungen helfen nicht weiter.