Rietberg (hds). „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, lautet die Textzeile eines bekannten Schlagers aus dem Jahr 1962. Mit Verbrechen aus dem wahren Leben und diese auch aus jüngerer Zeit und aus dem lokalen Umfeld, bot Philipp Fleiter in der Cultura dem überwiegend jungen Publikum spannende Unterhaltung.
Zwei unterschiedliche Schicksale las Philipp Fleiter aus seinem aktuellen Buch, welches die Hintergründe von Straftaten genauer beleuchtet. Dabei wird nicht einfach das Amtsdeutsch, wie es in den Polizeiberichten zu lesen ist, übernommen. Philipp Fleiter versucht, die Schicksale und den Werdegang des Täters in einer Erzählung zu vereinen und bietet seinem Publikum damit ganz besondere Einblicke in das Verbrechen. Im Laufe der Schilderung kann sich der Zuhörer immer mehr sein eigenes Bild über Täter, Umfeld und die Tat machen.
„Dies ist mein erster Auftritt in diesem Jahr und deshalb bin ich auch ein wenig aufgeregt“, verriet Fleiter, der mit seinem „Verbrechen von nebenan –
True Crime aus der Nachbarschaft“ unzählige Follower (Anhänger) verbuchen kann.
„Vom Rollenspiel in die Wirklichkeit“ heißt seine erste Lesung, die von einem jugendlichen Mann handelt, welcher die Erwartungen seiner Eltern mit allen Mitteln und Lügen zu erfüllen versucht. Da waren die immer wieder aufkommenden Fragen über den Stand der Prüfungen von Seiten der Eltern für „Hanno M“, wie er in der Erzählung von Fleiter genannt wurde, der Auslöser für die schiefe Bahn. Da reichte schon ein kleiner Schritt um auf die verbrecherische Seite und in den Sog von Geldmangel, Obdachlosigkeit und Arbeitsplatzverlust zu geraten. Hanno M. zeigte bei seiner Verurteilung Einsicht und bereute seine Taten, die auch nicht immer zum Erfolg führten. Großes Verständnis für sein Schicksal hatte auch der urteilende Richter, der eine Strafe von zwei Jahren auf Bewährung aussprach.
Doch nicht immer geht es für einen Täter so glimpflich aus: Mit dem zweiten Fall berichtete Fleiter seinem Publikum von einem härteren Verbrechen. Der Österreicher Johann Kastenberger, auch bekannt als „Pumpgun-Ronni“, hielt Ende der 1970er und bis Mitte der 80er Jahre die Gesetzeshüter in Österreich in Atem. Etliche Banküberfälle, sogar mehrere an einem Tag, und Mord gingen auf das Konto des Intensivtäters. Es folgten eine spektakuläre Flucht aus dem Gewahrsam, gejagt von der Polizei und Hubschrauberbesatzung. Im November 1988 verließ „Pumpgun-Ronni“ jedoch das Glück: Bei der Verfolgung und dem durchbrechen der Straßensperre wurde er angeschossen. Ein weiterer Fluchtversuch war ausgeschlossen, Johann Kastenberger setze seinem Leben durch Suizid ein Ende.
„Das sind Geschichten, die man sich nicht so ohne weiteres ausdenken kann“, so Philipp Fleiter der im Anschluss Fragen aus dem Publikum beantwortete. „Menschen zeigten schon immer Interesse an Geschichten dieser Art. Man denke nur an die Sendungen wie „Aktenzeichen XY“, oder an graue Vorzeit, in der Verurteilte auf dem vollem Marktplatz bestraft wurden.“
Für die Zuhörer war es ein spannender Abend, an dem sie mitgenommen wurden in die düstere Welt des realen Verbrechens gleich nebenan.