Rietberg (dg). Auf dem Grundstück Klingenhagen Nummer 12, welches unten am Südwall endet, fand Wolfgang Lewerenz als erster den Beweis für eine geschichtlich erwähnte Doppelgraben-Wallanlage. Aufmerksam und ungeduldig hatte der historisch begabte Rietberger dort beginnende Bauaktivitäten beobachtet.
Als Baggerschaufeln sich ins Erdreich gruben, war der Blick auf die vermutete Schutzanlage aus dem 14. Jahrhundert frei. „Schon spektakulär dieser Fund“, äußerte sich Johannes Glaw, Archäologe der Stadt Gütersloh. Er war auf Bitte von Dr. Michael Orlob, stellvertretender Vorsitzender vom Heimatverein Rietberg, in die ehemalige Grafschafts-Metropole gekommen, um die Fundstelle weiter zu untersuchen. Die Schutzgräben der Wallanlage hatten beachtliche Ausmaße. Etwa sieben Meter breit und eineinhalb Meter tief wartete die äußere Umflut auf herannahende Feinde. Wollten sie die Stadt erobern, lag vor ihnen noch der zweite, der innere Schutzgraben mit zehn Metern Breite und weit über zwei Meter Tiefe, bis dann noch ein großer Wallhügel zu überwinden war. Eine große, sichernde Wehranlage im Mittelalter, bei der man davon ausgehen darf, dass sie Rietbergs Stadtzentrum komplett umrundete. Eine beachtliche Leistung der damaligen Bürger in der Grafenstadt. Man nimmt an, dass Werkzeug für derartige Bauwerke einfache Holzspaten waren. Den äußeren bebauten Ring gab es damals noch nicht. Hier verlief die Wallanlage.
Häuser kamen an die Stelle erst später. Im Urkataster von 1820 ist noch ein Umflutverlauf verzeichnet der aber nicht identisch mit der entdeckten Doppelgraben-Anlage sein kann. Noch heute erinnern Süd- und Westwall mit ihren Umfluten an die mittelalterliche Zeit. Letztere werden wie vor Jahrhunderten von Emswasser gespeist.
Mit den zur Landesgartenschau 2008, rings um die Innenstadt neugestalteten Wasserläufe, ergänzen sie heute ein stilvoll gestaltetes Stadtbild. Die historische Wallanlage verlor im Laufe der Zeit ihre schützende Wirkung. Kanonenkugeln zeigten beim Angriff weit über die Wehranlage hinaus ihre Wirkung.