Mastholte (mad). Die Frisöre dürfen den Damen und Herren seit Beginn dieses Monats wieder an die Haare. Das wurde auch langsam Zeit, nicht nur aus Sicht der Kundschaft. Fast zweieinhalb Monate mussten die Frisöre ihre Salons schließen. Eine lange Zeit, in der nicht nur die Einnahmen fehlen, sondern auch manch anderes zu kurz kommt. Die Azubis beispielsweise. Denn ihre Ausbildung beschränkte sich nun komplett auf die Theorie.
Endlich kann sie wieder praxisnah arbeiten. Die 16-jährige Lea-Sophie Hötte macht eine Ausbildung zur Frisörin bei der Schnittstelle Niermann in Mastholte. Gefühlt hatte diese gerade begonnen, da wurden alle in die Zwangspause geschickt. Für jemanden im ersten Lehrjahr eine harte Einschränkung, denn außer über den Distanzunterricht in der Schule bekam sie keinen Input in Sachen Haar- und Hautanalyse, die richtige Mischung für Färbemittel oder dazu, wie man Lockenwickler in die Haare dreht. „Die Intensität, mit der in der Schule gelehrt wird, können wir hier nicht leisten“, so Niermann. Glück im Unglück: „Meine Mutter ist Frisörin, die konnte mir Zuhause ein paar Sachen erklären“, sagt die junge Auszubildende. Der Start war ohnehin schon anders, als normal. „Mit dem Mundschutz geht einfach eine Menge Kommunikation zwischen Frisör und Kunden verloren. Das schafft Distanz und ist insbesondere für einen Auszubildenden eine Herausforderung“, weiß Frisörmeister und Schnittstellen-Chef Christian Niermann. Damit Lea-Sophie Hötte trotzdem ein bisschen Praxisarbeit zum Lernen hatte, gab er ihr ein Medium – ein Modellkopf – mit nach Hause, um daran üben zu können. „Als wir schließen mussten, hat sie alle Arbeitsmaterialien mit nach Hause genommen, fleißig geübt und Fotos oder Videos an mich geschickt“, sagt Niermann. So konnte er seiner Auszubildenden immerhin den einen oder anderen Tipp geben. Doch das ist natürlich nicht dasselbe, wie an einem echten Menschen zu arbeiten und die Übungen beschränkten sich eher auf die Basics, wie Ansatzfarbe mischen oder am Modellkopf üben, wie man die Haare richtig abteilt. „Durch diese Übungen wird man dem Ganzen nicht gerecht. Frisör ist ein praktischer Beruf und unsere Arbeit war komplett eingestellt“, bedauert der Chef. „Das Praktische bekommen wir aufgeholt“, beruhigt Friseurin Birgit Sonntag, die sich im Frisörsalon mit um die Betreuung von Lea-Sophie Hötte kümmert und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Damit kann nun endlich wieder begonnen werden. Auch Friseurmeister Niermann ist froh, endlich wieder öffnen zu können. „Wir sind seit Mitte Dezember ohne Einnahmen. Ich bin sehr dankbar, dass die Vermieter der anderen Filialen für Januar und Februar auf die Miete verzichten“, so Niermann. Dennoch blickt er nicht ganz so optimistisch auf das noch junge Jahr: „Viele Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Schützenfeste fallen weg und damit Gelegenheiten, zu denen sich die Kunden bei uns frisieren lassen möchten.“ Und Lea-Sophie Hötte ergänzt: „Ich bin einfach froh, dass es weitergeht und ich wieder etwas lernen kann.“