Rietberg (mad). Gerade ist die eine Regelung raus, gibt es bereits die nächste. Was die Direktoren der hiesigen Schulen seit Ausbruch der Corona-Pandemie zu regeln haben, spottet wohl jeder Beschreibung. Auch im Rietberger Schulzentrum ist man mehr als bemüht, alle Vorschriften umzusetzen und den Schülern einen halbwegs normalen Unterrichtsalltag zu ermöglichen – unter den gegebenen Voraussetzungen alles andere als einfach. Doch nun gab es einen Corona-Fall am Gymnasium.
Mit dem Ende der Maskenpflicht im Unterricht hat dies nichts zu tun – dies sei gleich von Anfang an gesagt. Der betreffende Schüler muss sich zuvor an anderer Stelle mit Covid 19 infiziert haben. Aber dieser Fall zeigt eben, wie schnell es dann doch gehen kann, dass Corona in die Schulen getragen wird. „Vor diesem Hintergrund können wir nur an die Schüler und Lehrkräfte appellieren, die Masken auch ohne Vorschrift weiter zu tragen“, sagt Matthias Stolper, Leiter des Rietberger Gymnasiums. Dem schließt sich sein Kollege von der benachbarten Gesamtschule vollumpfänglich an: „Die Maske ist ein solidarischer Schutz, den man für andere trägt. Keiner weiß, wie groß die Gefahr ist. Daher ist es besser, lieber etwas vorsichtiger als zu nachsichtig zu sein“, sagt Frank Wedekind. Auch wenn sämtliche Hygienemaßnahmen eingehalten werden – einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. „Die Kollegen sind etwas besorgt, nachdem die Maskenpflicht nun entfallen ist“, so Stolper, der natürlich Verständnis dafür hat, dass der Mund-Nase-Schutz im Unterricht als lästig empfunden wird. Aber wenn er entsprechenden Schutz verspricht, ist er vielleicht ein notwendiges Übel. Nach Bekanntwerden des positiv getesteten Schülers wurde der entsprechende Jahrgang für mehrere Tage nach Hause geschickt. Eltern und Bürgermeister wurden informiert. „Ich habe mich für einen offenen, transparenten Umgang in dieser Sache entschieden“, sagt Stolper.
Ärgerlich hingegen finden beide Schulleiter, dass direkt nach Bekanntwerden des einen Corona-Falles gleich wilde Spekulationen losgingen, es seien noch mehrere Personen, auch Lehrer betroffen. „Das ist schlicht nicht korrekt und schürt lediglich Unsicherheit. Da wünsche ich mir einfach mehr Besonnenheit“, sagt Stolper. Beide Schulen haben die Ferienzeit genutzt, sich intensiv Gedanken gemacht und Konzepte ausgearbeitet. „Wir haben eine sehr arbeitsreiche Zeit hinter uns, um für die Schüler möglichst gute Bedingungen zu schaffen. Es dürfen alle darauf vertrauen, dass wir unser Bestes geben“, versichert Stolper. Natürlich herrsche allgemein eine große Unsicherheit, weiß Frank Wedekind: „Aber wenn sich alle vernünftig verhalten, bekommen wir das hin.“
Corona: Es hilft weder Panik noch Verharmlosung
Ein halbes Jahr nach dem Ende der Unbeschwertheit ist die Unsicherheit nach wie vor groß
Rietberg (mad). Ja, es sind bereits sechs Monate, in denen wir alle uns an den Umgang mit Corona gewöhnen mussten, harte Einschnitte im Alltag und Berufsleben hinnehmen mussten und in denen sich das Leben in so vielfältiger Art geändert hat. Das Gebot der Stunde heißt nach wie vor: Abstand halten, Hygienevorschriften beachten und Rücksicht nehmen. Nun hat es einen Corona-Fall am Rietberger Gymnasium gegeben. Leider – und das muss man einmal so betonen – wurde die Kritik laut, warum nicht sofort die Öffentlichkeit informiert worden sei. Dass es nun einen Schüler betrifft, ist in erster Linie einmal Sache der Schule, die umgehend über die Schul-App die Eltern ihrer Schülerschaft informiert hat. Wem sonst nützt es, weitere Infos zu bekommen? Richtig, niemandem. Es würde nur folgendes passieren: Erinnern Sie sich noch alle an die Zeit des zweiten Lockdown im gesamten Kreis Gütersloh, hervorgerufen durch eine enorm hohe Anzahl an positiv getesteten Mitarbeitern eines hiesigen Schlachtbetriebes? Was geschah im Anschluss? In Gütersloh wohnende Menschen, höchstwahrscheinlich kerngesund, sind mit ihren Autos in andere Städte gefahren und wurden aufgrund ihres Kennzeichens, welches sie als eine Person aus dem „verseuchten Kreis“ brandmarkte, auf das heftigste angefeindet. Vertrauen wir doch einfach darauf, dass die Institutionen, die sich die Förderung unserer Kinder und deren Wohl auf die Fahnen geschrieben haben, höchst verantwortungsvoll mit ihrer Aufgabe umgehen und alle notwendigen – und übrigens auch mit dem Gesundheitsamt abgesprochenen – Maßnahmen in die Wege leiten. Gehen wir doch alle ein bisschen besonnener mit diesem Thema um. Es ist niemandem geholfen, in blinde Panik auszubrechen und ganz sicherlich verdient es auch niemand, dass man mit dem blanken (wenn auch hoffentlich desinfizierten) Finger auf ihn zeigt. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!