Neuenkirchen (mad). Es hat schon viel gesehen – und das nicht nur, weil es so alt ist. Das Kreuz, welches 1865 von den Brüdern Arnold und Bernhard Stadler im Gedenken an ihren Vater Arnold Stadler gestiftet wurde, hat im wahrsten Sinne des Wortes eine bewegte Vergangenheit. Ursprünglich auf dem Kirchplatz aufgestellt wurde es mehrfach umgestellt. Und beinahe wäre es gut 150 Jahre später, nämlich im Herbst 2017, entsorgt worden. Das dies nicht geschah, ist drei engagierten Herren zu verdanken.
Schon 20 Jahre später, 1885, wurde das große Kreuz, das aus rotem Wesersandstein gefertigt ist, an die Lange Straße versetzt und stand lange Zeit vor dem Haus mit der Nummer 122 – früher war dies das Textilhaus Gronsfeld, jetzt Schuhhaus Voßhenrich. Mit dem Ausbau der Westerwieher Straße schließlich wurde das Kreuz neben den Seiteneingang der Pfarrkirche gestellt.
„Doch auch dort konnte es nicht bleiben. 1972 musste es dem Umbau der Kirche weichen, weil es laut Aussage des damaligen Kirchenvorstandes einfach nicht mehr dorthin passte“, erinnert sich Friedel Pauleickhoff. Der Verler hatte sich mit dem Neuenkirchener Friedel Pauleikhoff und dem zwischenzeitlich verstorbenen engagierten Neuenkirchener Wolfgang Körkemeier zusammengetan, um das altehrwürdige Kreuz nun zu retten. Denn die Odyssee des steinernen Bauwerkes setzte sich fort: Nachdem es vom Kirchplatz verschwinden musste, fand es einen neuen Standort als Wegekreuz auf dem Pott-
hof und diente zeitweilig als Station der Fronleichnamsprozession. Nachdem dann die Eichen dort gefällt und in den 1970er Jahren zwei Miets-
häuser errichtet wurden, wurde das Kreuz neben eben diese Gebäude gestellt. „Da hatte es wirklich keinen schönen Platz und kam nicht mehr zur Geltung“, so Pauleickhoff. Als das Areal verkauft wurde und der neue Besitzer an der Stelle bauen wollte, schien das Schicksal des Kreuzes besiegelt. „Wenn wir davon nicht Wind bekommen hätten, wäre es auf einer Müllkippe gelandet“, sagt Friedel Pauleickhoff. Dank guter Kontakte zum Grundstückseigentümer wurde den drei Männern das nun schon über 150 Jahre alte Kreuz übereignet, mit der Auflage, es abzutransportieren. Gesagt, getan: Anfang August 2017 rückte schweres Gerät der Firma Kathöfer an, um das Kreuz samt Sockel aus dem Boden zu heben und quer durch den Ort zu Stadlers Villa zu bringen. „Dort hatten wir zunächst bei Reinhold Brummel, der Stadlers Villa gekauft hatte, angefragt, ob das Kreuz nicht einen Platz im Stadlergarten bekommen könnte“, berichtet Pauleickhoff. Ziemlich in die Jahre gekommen sollte das Kreuz aber erst restauriert werden. So gelangte es schließlich Ende 2017 in die Hände des Bildhauers Hans-Bernhard Vielstädte in Herzebrock. „Er erklärte uns, dass das Kreuz zunächst ein Jahr lang zum Durchtrocknen eingelagert werden müsste, bevor die Restaurierungsarbeiten überhaupt beginnen könnten“, so Pauleickhoff. Mittlerweile ist das gerettete Kreuz fertiggestellt und wartet darauf, wieder aufgestellt zu werden. „Die Stadt Rietberg möchte das Kreuz übernehmen und dafür auch die Restaurierungskosten bezahlen“, sagt Friedel Pauleickhoff. Besonders froh ist er über den neuen Standort, den das Kreuz nun bekommen soll: „Es zieht zurück auf den Kirchplatz“, so Pauleickhoff. „So kommt es nach vielen Umwegen wieder an seinen alten Platz.“