Mastholte (mad). „Zu Mastholte kam ich, wie die Jungfrau Maria zum Kind“, sagt Ralf Langenscheid. Bei der Erinnerung an seine Anfangszeit im Rietberger Land muss der gebürtige Münsteraner ein bisschen lachen. Nach mehr als 30 Jahren als Gemeindereferent in Mastholte geht Langenscheid in den Ruhestand. In dieser langen Zeit hat er einiges verändert in der Gemeinde und setzt dabei auf ein ganz wichtiges Konzept: „Seelsorge bedeutet für mich: Begegnung.“
In seinem Leben ist Ralf Langenscheid schon viel herumgekommen: Nach seinem Studium der Religionspädagogik in Paderborn trat er seine erste Stelle als Gemeindereferent in Augustdorf an und kam dadurch zum ersten Mal in Kontakt zur Militärseelsorge. „Die Kombination aus Militär- und Zivilgemeinde in Augustdorf ist eine Besonderheit deutschlandweit“, so Langenscheid. Ihn faszinierte der familiäre Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde. So sehr,
Von Münster über Beja ins beschauliche Mastholte
dass er sich beim Bonner Militärbischofsamt für eine Stelle im Ausland bewarb – und eine Zusage bekam für Beja in Portugal. „Diese Zeit von 1983 bis 1989 war schon eine ganz besondere“, sagt Langenscheid. Als der Vertrag endete ging es zurück nach Deutschland, zunächst nach Lippstadt, aus der Ralf Langenscheids Ehefrau stammt. Und dann ging eigentlich alles ganz schnell: Seinerzeit hatte Pastor Rudolf Bracht Verstärkung in Mastholte angefordert und so trat Langenscheid die Stelle als Gemeindereferent im südlichsten Dorf des Kreises Gütersloh an. „Ich habe mich hier sofort richtig toll aufgenommen gefühlt und in den nächsten Jahren eine spannende Zeit erlebt“, sagt der 64-Jährige und hebt die starke Vereinsarbeit vor Ort hervor. „Das Engagement ist schon bemerkenswert. Insbesondere die kirchlichen Vereine hatten das große Glück, dass Rudolf Bracht sie vieles einfach hat machen lassen. Aber er war da, wenn man ihn brauchte“, beschreibt Langenscheid das aus seiner Sicht gute Rezept zur Förderung der Eigeninitiative innerhalb der Gemeinde. Er selbst brachte sich ebenfalls voller Engagement in seiner neuen Heimat ein, sei es durch seinen Beitritt zu den hiesigen Schützen und zur Kolpingfamilie, oder dadurch, dass er für die Mastholter und deren Anliegen auch stets „auf der Straße“ ansprechbar war. In kirchlicher Hinsicht dachte er modern und brachte Neues auf den Weg. „Wir waren eine der ersten Gemeinden in Deutschland, die den Jugendlichen ein Internetcafé angeboten haben“, sagt er. Und er sorgte dafür, dass sich 1990 erstmals auch Mädchen als Messdiener einbringen durften. „Ab da hing dann auch ein Spiegel in der Sakristei“, scherzt Langenscheid und verrät: „Den gab es aber schon vorher.“ Die Messdienerarbeit habe sich über die Jahre gut entwickelt. „Wir haben 160 Aktive, das ist unheimlich viel für so eine kleine Gemeinde.“ Ein ganz besonderes Highlight sind die jährlich stattfindenden Zeltlager der Messdiener, die er bis vor zwei Jahren auch immer begleitet hat. „Mittlerweile sind stets mehr als 100 Teilnehmer dabei. Man kann also sagen: läuft!“, so Langenscheid, der in den vergangenen Jahren immer gerne in das Kostüm des Nikolauses geschlüpft ist.
Besonders für die Jugend hat Langenscheid viel getan
Nun zieht sich Mastholtes Gemeindereferent, der sich auch stark in der Flüchtlingshilfe einbrachte, allmählich aus den vielen Aufgabenbereichen zurück, die ihm über die Jahre zugefallen sind. „Jetzt habe ich mehr Zeit für die Familie“, sagt der zweifache Vater, der sich auch gerne um seine zwei Enkelkinder kümmert. Langweilig wird es garantiert nicht, versichert er. Im Frühjahr wurde ein Wohnmobil gekauft und wenn es nach Langenscheid geht, wird dieses in den nächsten Jahren einige Kilometer zu bewältigen haben. Deutschland, Italien, England, Schottland und natürlich Portugal stehen auf der Reiseliste von Ehepaar Langenscheid. Und Zuhause warten viele Bücher darauf, gelesen zu werden. Lieblingsgenre? „Krimis“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen aus Langenscheids Mund.
Am 24. November wird Langenscheid in der Messe um 9.30 Uhr verabschiedet. Bleibt noch zu sagen: „Ich habe die Mastholter als hilfsbereit und zupackend kennen- und schätzen gelernt. Ich wünsche mir, dass die Kirche mitten im Dorf bleibt und die Mastholter ihr weiterhin einen Platz in ihrer Mitte geben.“