Rietberg (mad). Was für ein aufregender Tag für Burkhard Degener: Der 86-jährige Rietberger hat sich getraut und sich den Traum vom Fallschirmsprung erfüllt. Wieder bei Puste fragte er: „Kann das in den Rietberger Stadtanzeiger?“ – Na klar doch!
Eigentlich aus einer Bierlaune heraus wurde der Plan umgesetzt. „Wir saßen mit meinen beiden Schwestern und unserem Vater zusammen, als es um das Thema Fallschirmspringen ging“, erinnert sich Tobias Degener an einen Abend im September. Da meinte Burkhard Degener, dass er auch liebend gerne mal einen Fallschirmsprung machen würde. Gesagt, organisiert. Und damit die Tochter, die zu dem Zeitpunkt just aus Schweden zu Besuch war, auch mal bei einem größeren Familienevent mit dabei sein konnte, wurde alles schnell in die Wege geleitet.
Kurz danach ging es in den Thülener Bruch. „Dort bietet der Fallschirm-Club Bielefeld Sprünge an“, erklärt Tobias Degener. Und so machte sich Familie Degener auf den Weg ins etwa 60 Kilometer entfernte Brilon. „Wir hatten super Wetter“, erinnert sich der Senior an den unvergesslichen Tag, bei dem er von seinen beiden Töchtern, seinem Sohn, dessen Frau und von den Enkelkindern begleitet wurde.
Vor Ort konnten sie schon zusehen, wie andere ihren Fallschirmsprung absolvierten. „Ein junger Mann wartete vor uns auf seinen Start und war total nervös, während unser Vater da noch ganz cool saß“, berichtet Tobias Degener. Dann war es auch für Burkhard Degener soweit. Nach einer ausführlichen Einweisung stiegen er und sein Tandem-Partner in eine einmotorige Maschine. Der Pilot gönnte seinen Gästen vor dem Sprung noch einen 20-minütigen Rundflug übers Sauerland. Und dann, in 4.000 Metern Höhe, wurde die Tür geöffnet. Kein Zurück mehr.
Und Absprung! 35 Sekunden freier Fall, dann öffnete sich der Fallschirm und Burkhard Degener, der zuvor auch einmal lenken durfte, segelte mit seinem Fallschirmpartner sanft in Richtung Boden. Dort angekommen blieb der Rentner vollkommen überwältigt von dem Erlebnis auf dem Boden sitzen. „Wir waren erst ganz erschrocken, weil alle anderen Springer alle sofort aufgestanden sind. Und wir liefen alle zu ihm hin und sahen, dass er kreidebleich war“, so Tobias Degener. Aber kaum hatte sich der 86-Jährige wieder gefangen, hatte er nur zwei Fragen: „Kann das in den Rietberger Stadtanzeiger? Und kann ich ein Bier bekommen?“ Da mussten auch die Familienangehörigen lachen. Der Wunsch nach dem Kaltgetränk wurde ihm sofort erfüllt, der Artikel über den waghalsigen Sprung aus 4.000 Metern Höhe folgt nun. „Das einmal zu erleben war einfach grandios und wunderschön“, freut sich Burkhard Degener und ist mächtig stolz darauf, dass er den Mut für dieses Wagnis aufgebracht hat. Eigentlich wollten ihm seine Kinder das Erlebnis zum 90. Geburtstag schenken. Aber man weiß ja nie, was kommt. „Man sollte auch nichts aufschieben“, sagt Burkhard Degener. „Wenn man etwas wirklich machen will, dann sollte man das sofort tun.“