1250 Jahre Westfalen

LWL-Kulturstiftung und LWL stellen Kulturprogramm für Jubiläumsjahr vor

Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und die LWL-Kulturdezernentin stellen das Kulturprogramm zum Jubiläums

Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und die LWL-Kulturdezernentin stellen das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ vor.
Foto: LWL / Nikolaus Urban

 

Westfalen-Lippe. Mehrere hundert Veranstaltungen und Angebote auf den Bühnen, in den Ausstellungshäusern und Kulturorten in Westfale-Lippe füllen in diesem Jahr die Kulturkalender der Region: 1250 Jahre nach der Ersterwähnung der Westfalen präsentiert die LWL-Kulturstiftung zusammen mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ und blickt auf die kommenden Höhepunkte:

44 Kulturprojekte beleuchten in Ausstellungen, Bühnenshows, Crossover-Projekten, Veranstaltungen zu Baukultur, Film, Landeskunde, Literatur, Musik sowie Mitmach-Angeboten und Podcasts verschiedene Ereignisse und Persönlichkeiten, die Westfalens Geschichte geprägt haben. Mit aktuellen künstlerischen Positionen sollen sie Impulse für gegenwärtige und künftige Herausforderungen der Region setzen. Das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“ steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

„In der über Jahrhunderte gewachsenen Vielfalt Westfalens liegen die Stärke und der Reichtum, aus denen Kulturschaffende ein abwechslungsreiches Angebot für alle gestalten“, so Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung. „Von geschichtlichen Rückblicken auf Ereignisse und Persönlichkeiten bis hin zu künstlerischen Neuinterpretationen von westfälischen Kulturtraditionen – diese Mischung bietet ganz unterschiedliche Zugänge zu Geschichte, Alltagskultur und westfälischen Besonderheiten.“

Im Januar setzen Projekte in der Region erste Impulse zum Westfalenjubiläum. Das Frühjahr verspricht mit Bühnenshows, Musik, Podcasts sowie Lesungen und Filmscreenings Abwechslung auf den Bühnen und in den Kulturstätten Westfalen-Lippes.

Talks, Musik, Kabarett und Artistik zu typisch westfälischen Mentalitäten umrahmen die Gesprächsabende von Moderator Martin Quilitz in der Bühnenshow „Westfalen weltweit – 1250 Jahre on Tour“</b,>“Die Weberei (Bürgerkiez gGmbH)“ ausgehend von Gütersloh mit mehr als 70 Veranstaltungen durch Westfalen-Lippe.

An Kunstorten in der Region präsentieren ab 23. Januar unter dem Titel „Musik & KunstWelten 1250 Jahre Westfalen“ internationale und westfälische Musikschaffende ihre Interpretationen und musikalischen Antworten auf Werke westfälischer Komponisten von damals und heute. Der Kulturverein Westfalen e.V. lädt ein zu den Konzerten aus Klassik, Jazz und Weltmusik, die unter der künstlerischen Leitung von Felicitas Stephan stehen.

Ab Ende Januar startet auch der Podcast zum Jubiläumsjahr „Genau! Westfalen!“. Die Podcasterin aus Rheda-Wiedenbrück Claudia Linzel (Die Leichtigkeit der Kunst) spricht mit Personen aus Kunst, Kultur, Politik, Medien und Wissenschaft, die hierher kommen, hier leben oder wirken. In der ersten Folge berichtet Lunemann unter anderem von seinen persönlichen Wurzeln in Westfalen und über die Bedeutung des LWL insbesondere für die Kultur. Der LWL geht zusammen mit der LWL-Kulturstiftung darin Fragen nach Identität, Herkunft, Zugehörigkeit und dem typisch Westfälischen nach.

Ab 11. März führen acht moderierte Filmforen der Reihe „Drehbuch Geschichte: Filmwelt Westfalen – Geschichten einer Region“ durch die westfälische Film- und Kulturlandschaft und regen zur kritischen Auseinandersetzung mit Westfalen und seinen Stereotypen an. Der Verein Die Linse e.V. lädt zusammen mit weiteren Kooperierenden zu dieser Filmreihe ins Kino Cinema in Münster ein.

Von März bis Mai setzen sechs Projekte aus dem Programm des Festivals „aufbrüche – literaturfestival [lila we:] 2025“ einen literarischen Akzent in dem Jubiläumsjahr: „Poetica Westfalia!“ bietet Westfalens Literatur zum Mitmachen: Menschen in Westfalen-Lippe sind ab März vom Kaspershof gUG (Bad Salzuflen) aufgerufen, Gedichte und Lyrik im öffentlichen Raum aufzuspüren und in eine Web-App einzutragen. Aus den Meldungen entsteht eine Landkarte des poetischen Westfalens. Auf Einladung vom Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur in der Arbeitswelt (Dortmund) schreiben die westfälischen Autorinnen Esra Canpalat und Anja Liedtke Texte zum Industriedenkmal Kokerei Hansa in Dortmund. Von April bis Oktober präsentieren sie in der Veranstaltungsreihe „Alte Arbeit & neue Natur. Die Kokerei Hansa als Ort der Transformation“ die entstandenen Werke bei literarisch-partizipativen Spaziergängen und erläutern ihre Projekte in Videos.

Das vollständige Programm zum Literaturfestival „aufbrüche – literaturfestival [lila we:] 2025“ vom Literaturland Westfalen [lila we:] gibt es unter: https://www.literaturlandwestfalen.de

Ausstellungen
Elf Ausstellungen und weitere Wanderausstellungen setzen insbesondere ab Mai regionale Höhepunkte und lokale Akzente in den Kulturkalender Westfalen-Lippes.

Die zentrale Ausstellung „775 – Westfalen“ läuft vom 16. Mai 2025 bis 1. März 2026 im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn. Hier wandelt das Publikum an einem Stützpunkt Karls des Großen in den Sachsenkriegen durch Westfalens Geschichte. Auf rund 1.000 Quadratmetern will die Sonderausstellung die facettenreiche Entwicklung der Region seit der ersten Erwähnung im Jahr 775 anhand von kunsthistorischen, historischen und archäologischen Exponaten erlebbar machen. Der Bundespräsident nimmt an der Eröffnung der Ausstellung im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn teil.

„Paderborn als Stätte geschichtsträchtiger Ereignisse ist auch in unserem Kulturprogramm ein zentraler Ort – der Blick von heute auf die Historie ist Grundlage für neue künstlerische Ideen und Fragen nach Identität, Lebensgefühl und Zukunft“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.

Weitere Ausstellungen und Wanderausstellungen beleuchten historische Ereignisse wie „Die Schlacht am Brunsberg“ im Huxarium Gartenpark Höxter (10. Mai bis Mitte Oktober) oder die Ausstellung „Demokratische Kulturen im Sauerland 1925-1975-2025“ vom Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises, die ab 10. Oktober in Arnsberg, Brilon und Meschede zu sehen sein wird.

Auch Persönlichkeiten und Initiativen, die mit ihrem Engagement die Entwicklung der Region prägten, rücken in den Mittelpunkt: So richtet das Jüdische Museum Westfalen in Dorsten in der Ausstellung „Rafft euch empor!“ den Blick auf jüdische Aktivistinnen aus Westfalen in der ersten Frauenbewegung (12. Oktober 2025 bis 12. April 2026). Im Umfeld des Literaturmuseums Kulturgut Haus Nottbeck, Museum für Westfälische Literatur in Oelde präsentiert die Ausstellung „Landstriche. Ein westfälischer Poesie-Parcours“ (5. April bis 29. Juni) künstlerische Installationen und literarische Objekte des Szenografen Jeremias Vondrlik in einem Kunst-Parcours.

Bühnenshows, Film, Musik, Literatur
Vielfältig zeigt sich das Kulturprogramm mit einem umfassenden Veranstaltungsangebot aus Bühnenschows, Filmscreenings, Konzerten, Lesungen und Crossover-Formaten.

Mit dem Titel „Baddabäm! Show für parapolitische Abendunterhaltung – GrandTourWestfalen“ setzt der Verein Reset e.V. mit dem „Baddabäm!Ensemble“ aus Münster ab Sommer Impulse aus Wissenschaft, Journalismus, Kabarett und Kunst. An vier Kulturorten in Westfalen, unter anderem in Bocholt und Emsdetten, beleuchtet die MixedArts-Unterhaltungsshow Perspektiven auf Themen, die mit dem Aufführungsort verbunden sind: Modekonsum, Erbrecht und Gerechtigkeit und Arbeitsleben.

In ihrer dialogischen Lesung „Kein Reben-, sondern ein Reckenland“ (ab 2. April) stellt der „Verein zur Förderung von Schauspiel, Literatur und Sprache – Münster“ Westfalenbilder aus verschiedenen literarischen Epochen vor. Literaturwissenschaftler Walter Gödden und Schauspieler Carsten Bender rezitieren unter anderem in Bielefeld, Detmold und Unna westfälische Autorinnen und Autoren, die ihr Westfalen beschreiben, und Literatinnen und Literaten, die einen Blick von außen auf die Region werfen.

Das Freiluftfestival „Sommernachtslieder“ von der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Museum für Klosterkultur nimmt das Westfalenjubiläum zum Anlass für ein musikalisches und unterhaltsames Programm. Ein Westfalen-Spezial am Sonntag (29. Juni) präsentiert die Zucchini Sistaz, Sebastian Krämer und Marilyn Boadu vor der historischen Kulisse im Kloster Dalheim, Lichtenau, Kreis Paderborn.

Der 20minütige Film „Die Baronesse“ erzählt das westfälische Schauermärchen aus dem 18. Jahrhundert „Die weiße Dame“ neu, das mit sexistischen und frauenfeindlichen Zügen stellvertretend für viele westfälische Märchen steht. Das Filmteam von Goldstoff Filme (Grimme-Preis für die Webserie „Haus Kummerveldt“) reflektiert das Märchen kritisch und spinnt es weiter. Die Freunde und Förderer der Kulturzentren Burg Vischering und Kolvenburg e.V. bringen den Film ab 23. August auf Tour durch die Region.

In dem Projekt „Habitat – das, was im Topf steckt“ laden Kochworkshops und Austauschtreffen dazu ein, sich mit der kulinarischen Geschichte Westfalens auseinanderzusetzen, in einen kulturellen Austausch zu treten und neue Geschmackserlebnisse zu kreieren. Der Verein Schnibbelbohne e.V. aus Steinfurt verknüpft darin die bekannte westfälische Küche mit Kochtraditionen anderer Länder.

Blicke auf Westfalen
Unterschiedliche Perspektiven auf Westfalen würzen das Programm. Mit Innen- und Außensichten öffnen Projekte den Blick auf das heutige Westfalen mit seinen Besonderheiten und Herausforderungen.

Beim „Westphalian Poetry Slam“ vom Verein Vorlesebande e.V. präsentieren fünf renommierte Poetry Slammerinnen und Slammer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Italien ihre Texte über Westfalen. Im Frühjahr gastieren sie in Bochum, Detmold, Lüdenscheid und Münster.

Fünf Künstlerinnen und Künstler aus dem Stipendienprogramm „Schilderwechsel – 50 Jahre Gebietsreform im Münsterland“ vom Kulturbüro des Münsterland e.V. blicken in Jugendtheater und Performances, Essay- und Trickfilmen sowie einem True-Crime-Podcast auf die Reform (Präsentationswoche 7. bis 11. Mai).

Auch die „LWL-Kulturstipendien 2025“ lassen freie Kulturschaffende aus der Region künstlerisch auf Westfalen-Lippe schauen. Öffentliche „Artist Talks“, Atelierbesuche und eine Abschlusspräsentation begleiten das Stipendienprogramm des LWL.

Westfalens Persönlichkeiten und unerzählte, vergessene Geschichten
Westfalens Geschichte und Gegenwart ist geprägt von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten und Initiativen, deren Motivation und Engagement in verschiedenen Projekten beleuchtet werden.

„Der Architekt Werner Ruhnau“ (1922-2015) prägte mit seinem erweiterten Architekturverständnis die Baukulturgeschichte, zunächst in Westfalen. Die nach dem Architekten benannte Ausstellung präsentiert das Baukunstarchiv NRW gGmbH aus Düsseldorf in Dortmund (ab 16. Mai), Gelsenkirchen und Münster.

In der preisgekrönten, modernen Oper „Widukind“ widmet sich der Förderverein des Widukind Museum Enger e.V. dem westfälischen Adligen, dem es gelingt, den Krieg gegen den Frankenkönig Karl den Großen zu beenden – ab 21. August bis 7. September zu sehen auf den Bühnen in Höxter, Enger und Schmallenberg.

Mit der Veranstaltungsreihe „Blind Spots“ rückt die Künstlerin Katja Kottmann zusammen mit der Stadt Haltern das Schicksal der sogenannten „Displaced Persons“ in den Mittelpunkt. Eine Ausstellung, Vorträge, Workshops und Lesungen, die ab Oktober unter anderem in Bocholt, Bochum und Soest gastieren, beleuchten das Leben der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie KZ-Häftlinge, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vorübergehend in Lagern untergebracht wurden.

Ab März berichtet der Podcast „Untold Stories“ von Alltagsstorys des 19., 20. und 21. Jahrhunderts. In den zwölf Folgen gibt das LWL-Institut für Regionalgeschichte neue Einblicke in die unerzählten Geschichten Westfalens mit überraschenden Bezügen zu aktuellen Entwicklungen.